Eine Frage - brechen beim Essen

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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britta
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Eine Frage - brechen beim Essen

Beitrag: # 17419Beitrag britta »

Hallo ihr Lieben,

ich bin Altenpflegerin (Wohnbereichsleitung) in einer stationären Altenpflegeeinrichtung. Dort lebt eine Bewohnerin mit Chorea Huntington. Ich habe viele Beiträge von euch gelesen, um mich bezüglich dieser Krankheit zu informieren. Leider habe ich keine Antwort auf meine Frage gefunden, und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen. Die Bewohnerin ist im fortgeschrittenem Stadium dieser Erkrankung (es ist schwer, das Stadium genau zu definieren, da es scheinbar keine Stadieneinteilung dieser Erkrankung gibt). Sie ist auf vollständige Unterstützung in den täglichen Verrichtungen des Lebens durch das Pflegepersonal angewiesen, ist vollständig immobil, hat keine Mimik, sprechen, bzw. die richtigen Worte zu finden fällt ihr schwer, und sie leidet an massiven Schluckstörungen. Eine PEG hat sie nicht. Wir reichen ihr das Essen püriert und Getränke angedickt. Dieses gelingt auch noch recht gut. Nun zu meiner Frage: Leider erbricht die Bewohnerin immer häufiger nach dem Essen, obwohl sie bereits MCP-Tropfen vor den Mahlzeiten und Omep zweimal am Tag bekommt. Auch eine Oberkörperhochlagerung direkt nach dem Essen funktioniert nicht immer. Ist das Erbrechen nach dem Essen bei diesem Krankheitsbild normal (Eine diagnostische Abklärung gab es diesbezüglich noch nicht, da wir eine Magenspiegelung der Bewohnerin nach Möglichkeit ersparen wollen!!! Und die Ärzte können mir auch nicht weiterhelfen!!!)

Würde mich über eure Antworten sehr freuen

Liebe Grüsse

Britta

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Inge
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Beitrag: # 17422Beitrag Inge »

Guten Abend, Britta. Ich kann Dir nur kurz von meiner Mutti berichten, sie hat auch CH, liegt seit über 4 J. im Pflegeheim, ist 73 J. alt. Welches Stadium, ob fortgeschritten oder nicht kann man schlecht sagen. Auch sie erbricht hin und wieder nach dem Essen, obwohl sie noch einigermaßen "richtige Nahrung", d.h. unpüriert zu sich nehmen kann. Oft verläuft das Essen sehr hektisch und wahnsinnig schnell, ohne richtig zu kauen, aber irgendwie gehts noch. Dazu hat sie noch immer täglich diese fürchterlichen Unruhezustände, wo sie früher, als sie noch sprechen und denken konnte mal sagte: ich glaube in mir ist noch ein Mensch. Richtig gruselig empfand ich das damals. Meine Mutti muß deswegen leider fixiert werden, was sie aber annimmt, weil auch das zu einem gewissen Ritual gehört. Wie alt ist denn Eure Bewohnerin? Ich wünsche Dir mit dem Umgang mit der Bewohnerin Kraft und Liebe. Inge
auch mal an sich denken... und doch stark bleiben
Udo
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Beitrag: # 17424Beitrag Udo »

Ich kenne so einen Fall aus einer Klinik. Leider weiss ich nicht , wie das Problem gelöst wurde mit dem Erbrechen, ich weiss nur, das die patientin ziemlich nervös war. Sie liegt jetzt aber auf einer anderen Station. Ev. hilft eine Beruhigende Maßnahme, sei es durch medis oder durch beruhigende Zusprache vor dem essen. Ich kann aber mal sehen, ob ich da was erfahren kann. Das essen sollte ev. in kleineren portionen und dafür öfter gegeben werden. Beim Essen ist es sehr wichtig, darauf zu achten, das die Patientin nichts in die Atemröhre bekommt!

Dadurch wird ein Würgreflex ausgelöst. Wird der nicht ausgelöst, droht eine Lungenentzündung! Im schlechtesten Fall wird die Luftzufuhr verhindert!
Ich muss das hier einfach mal so direkt sagen.

Es gibt keinen klar definierten Zustand der Chorea, es ist immer verschieden , aber was gut ist, ist eine behandlung, soweit möglich, mit Logopädie , um das schlucken und auch die Atmung und das Sprechen zu verbessern. Es ist auch möglich, die Mobilität zu verbessern, durch Gymnastik etc. Was man immer bedenken soll, das ein choreakranker viel Zeit braucht, um auf seine Umwelt zu reagieren. Auch das Essen sollte dann recht ruhig und mit genügend Zeit zu sich genommen werden, vielleicht wird es schon dadurch besser mit dem Erbrechen.

Gruß Udo
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Udo
Moderator
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Beitrag: # 17425Beitrag Udo »

Inge hat geschrieben:Oft verläuft das Essen sehr hektisch und wahnsinnig schnell, ohne richtig zu kauen, aber irgendwie gehts noch. Inge
Ev. sollten die Schwestern das Essen kontrollieren, so das deine Mutti gar nicht dazu kommt, so schnell zu essen. Dieses schnelle Essen ist leider manchmal so, und es birgt die Gefahr des Verschluckens.

Udo
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britta
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Beitrag: # 17427Beitrag britta »

Danke, für eure schnellen Antworten.

Die Bewohnerin ist Anfang 70. Wird auch täglich zweimal für zwei Stunden in einem extra angefertigtem Rollstuhl mobilisiert. Krankengymnastik erhält sie ebenfalls zweimal in der Woche. Logopädie allerdings nicht (es war schon schwierig, dass der Arzt die KG rezeptiert hat :?) Wenn ich eure Antworten richtig interpretiere, scheint es jedoch nicht ungewöhnlich, wenn die Bewohnerin erbricht. Und die Gabe von Medikamenten für den Magen scheinen hier auch nicht die richtige Methode zur Eindämmung des Problems. Der Hinweis, kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu geben und Zeit beim Essen reichen zu haben, ist jedoch gut. Hier sehe ich das Problem in der Umsetzung. LEIDER!!!! In der stationären Altenpflege ist "Zeit" Mangelware. Da ich aber in der Position der Wohnbereichsleitung bin, werde ich dieses anregen und versuchen umzusetzen!!!!!

Eure Antworten haben mir jedoch sehr geholfen. Kleine Anekdote: Eine Mitarbeiterin (examinierte Altenpflegerin!) war der Meinung, dass das Erbrechen daher kommt, weil die Bewohnerin keinen Stuhlgang hat!?! :D Sie führt allerdings regelmäßig ab. Manchmal versucht sie es auch mit den Mondphasen zu erklären. Ich wollte ihre "wilden" Theorien wiederlegen!!!

DANKE

Britta

P.S.: Ich finde das Forum bemerkenswert und bewundere den Mut und die Hoffenheit der Betroffenen. Macht weiter so!
Udo
Moderator
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Beitrag: # 17428Beitrag Udo »

Hallo Britta, schön das wir Dir helfen konnten. Sehe gerade, das Du aus NRW kommst, ich komme da auch her, nähe Düsseldorf. Aber jetzt bin ich im hohen (momentan kaltem) Norden.

Der Arzt soll mal was Logopädie verschreiben. :roll:

Logopädie ist mit einer der wichtigsten Maßnahmen bei Chorea Huntington.
Die Huntingtonpflege ist sehr komplex, da Huntingtonerkrankte ja eigentlich keine "Alten" sind, nicht verrückt sind, in dem Sinne nicht dement und auch nicht doof sind etc. Manchmal sind Huntingtonkranke auch sehr jung, und dann in einem Altenheim sieht das etwas daneben aus. Dadurch ist die klassiche Altenpflege auch oft etwas falsch am Platz und man muss und sollte da etwas umdenken und umlernen.

Wenn Du noch Fragen hast, nur zu.

Hier findest Du einen ganz guten Fachbericht http://www.patient-zu-patient.de/forum/ftopic1540.html

Oder noch genauer hier http://www.arnim-wolff.de/10015.htm

Gruß Udo
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mellie
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Beitrag: # 17451Beitrag mellie »

Hallo britta. wo arbeitest du denn? ich selber weiss wovon du redest wenn es um Zeit in der pflge geht bin slebst ex. altenpflegerin.Versucht mal wirklich logopädie durch zu kriegen.dies ist wirklich ein wichtiger bestandteil bei ch. Versucht es über den Neurologen. haben wir auch gemacht.

@all wie komme ich am besten an ergotherapeuten?
Kalle
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Erbrechen beim Essen (HK)

Beitrag: # 17897Beitrag Kalle »

Hallo alle zusammen,

leider komme ich erst heute dazu dieses Kapitel im Forum zu lesen. Ich sage es ja immer wieder, einfach zu schade. Ich muß das öfters machen.
Erst einmal ist das wirklich nicht selten. In den verschiedensten Lebenssituationen ist zu shen, dass Betroffene erbrechen beim Essen.
Hier gibt es in deer Literatur die von der Deutschen-Huntington-Hilfe herausgegeben wird gute Tips und Anleitung. Diese sind für die Pflege zu Hause, in Pflegeeinrichtungen ein wervolle Hilfe. Darüber hinaus kann man auch den Therapeuten solche Dinge in die Hände geben. Hat amn diese nicht findet man selbst eine Anleitung. In Bochum In der Huntington-Station kann man sich direkt Hilfe holen. Da die Frage aus NRW speziell kam. Hier die Literatur " Hk- Pflegehandbuch"; Therapieheft "Logopädie und Schluckbeschwerden"; Therapieheft "Physiotherapie und Ergotherapie". In Bochum an der Klinik gibt es eine spezielle Brouschüre zu Schluckproblemen. Hier gibt es Hinweise wie der Betroffene bei den Mahlzeiten sitzen sollte, wie die Mahlzeiten vorbereitet werden und vieviel Zeit benötigt wird um die Mahlzeiten einzunehmen. Und hier liegt dann der Hase im Pfeffer wenn Hk- Betroffene mit anderen zu Pflegenden am Tisch sitzen oder gemeinsam Essen sollen. Hier ist Ruhe angesagt und Zeit. Solche Probleme kann man nur im direkten Gespräch erörtern. Denn die Situationen sind überall unterschiedlich. Durch die Unruhe des Betroffenen müssen viele Kolorien wieder zugeführt werden. Normalerweise kann das keiner essen.
Also lasst uns dazu ständig infos austauschen.

Also bis dann
Kalle
:)
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