Was macht man bei massiver Aggression?

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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Wurzel
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Was macht man bei massiver Aggression?

Beitrag: # 20798Beitrag Wurzel »

Hallo!

Ich bin Heilerziehungspflegerin und arbeite in einem Wohnheim. Eine unserer Bewohnerinnen hat CH und das seit sehr vielen Jahren. Sie hat eine sehr stark ausgeprägte Demenz, die mototischen Fähigkeiten lassen so langsam auch nach. Der Drang den ganzen Tag zwischen Gruppenraum und Zimmer/Bad zu laufen nimmt stetig zu. Wenn sie nicht sofort das bekommt was sie will, wird sie handgreiflich und schupst, boxt und tritt. Leider ist eine 1:1 Betreuung nicht immer möglich, so das sie auch mal kurz warten muss. Zur Zeit entwickelt sich das so, das sie massiv aggressiv ist und nicht nur auf Mitarbeiter, sondern auch auf ihre Mitbewohner losgeht, damit sie ihr helfen.

Meine Frage ist, wie geht man damit um? Eine kurzfristige Einweisung ist nicht möglich, aber so ist das nicht tragbar. Ungerne würde ich sie in eine Psychiatrie einweisen lassen. Wie überbrückt man diese Wochen bis zur Einweisung? Ich bin momentan echt ratlos!

Gruss Wurzel


Udo
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Re: Was macht man bei massiver Aggression?

Beitrag: # 20799Beitrag Udo »

Wurzel hat geschrieben:Hallo!

Ich bin Heilerziehungspflegerin und arbeite in einem Wohnheim. Eine unserer Bewohnerinnen hat CH und das seit sehr vielen Jahren. Sie hat eine sehr stark ausgeprägte Demenz, die mototischen Fähigkeiten lassen so langsam auch nach. Der Drang den ganzen Tag zwischen Gruppenraum und Zimmer/Bad zu laufen nimmt stetig zu. Wenn sie nicht sofort das bekommt was sie will, wird sie handgreiflich und schupst, boxt und tritt. Leider ist eine 1:1 Betreuung nicht immer möglich, so das sie auch mal kurz warten muss. Zur Zeit entwickelt sich das so, das sie massiv aggressiv ist und nicht nur auf Mitarbeiter, sondern auch auf ihre Mitbewohner losgeht, damit sie ihr helfen.

Meine Frage ist, wie geht man damit um? Eine kurzfristige Einweisung ist nicht möglich, aber so ist das nicht tragbar. Ungerne würde ich sie in eine Psychiatrie einweisen lassen. Wie überbrückt man diese Wochen bis zur Einweisung? Ich bin momentan echt ratlos!

Gruss Wurzel
Hallo wurzel,

Das mit der Agressivität ist natürlich so nicht tragbar. Mit Medikamenten ist da nichts zu machen? In einer Psyschatrie ist es ja auch wirklich nicht so toll.
In welchen Situationen möchte Sie Hilfe haben? Hilfslosigkeit führt oft zu Agressionen. Hat die Patientein einen Huntingtonstuhl? Oder eine bequeme Ecke, wo Sie nur für sich sein kann? Herkömmliche Pflegemaßnahmen funktionieren bei der Ch oft nicht. Kann man denn mit der Patienten reden? Ich glaube auch nicht, das Sie so eine starke Demenz hat, es wirkt oft nur so, da Sie auf typische Anfragen wahrscheinlich nicht so reagiert, wie erwartet. Hat Sie Angehörige, die Sie besuchen, wenn ja, ist Sie dann auch so aggressiv? Wie Du siehst, ist Deine Anfrage gar nicht so einfach zu beantworten.

Aber versuchen kann und sollte es man ja.

Hier stehen auch einige Tipps http://www.metatag.de/webs/dhh/index.ph ... 87053efa4b


Hier steht noch was http://www.patient-zu-patient.de/forum/ftopic1500.html

und hier http://www.patient-zu-patient.de/forum/ftopic1540.html

Gruß Udo
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Wurzel
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Beitrag: # 20800Beitrag Wurzel »

@ Udo...vielen dank für Deine schnelle Antwort.

Die Bewohnerin kann durchaus sprechen. Sie fragt permament das Gleiche, welches auf wohl auf die Demenz zurückzuführen ist. Fragen sind immer die Selben...wann gibt es essen, wo ist mein Zimmer...ich find es nicht mehr..hilfst Du mir...und das den ganzen Tag. Wir reagieren natürlich auch immer darauf und mit Anleitung, aber auch alleine findet sie das was sie sucht. Medikamente wurden vor kurzem erst neu eingestellt und Tavor dazugegeben. Leider hat das bis jetzt keinen Erfolg gezeigt, im Gegenteil die Aggression nimmt täglich zu. Kontakt zur Herkunftsfamilie hat sie nicht mehr wirklich viel.

Was genau ist ein Huntingtonstuhl? Am liebsten sitzt sie auf ihrem Sessel, oder liegt auf dem Bett, doch leider kann sie das nicht mehr wirklich geniessen, da sie so von sich selbst getrieben ist.


Gruss Wurzel
Udo
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Beitrag: # 20801Beitrag Udo »

Vielleicht müsste Eure Patientin einmal hier hin überwiesen werden für ein paar Wochen. Dort gibt es eine Spezialstation für CH Patienten, unter anderen kannst Du auch versuchen, Dir dort telefonischen Rat zu holen.
Du kannst nach Fr. Dr. Heinicke fragen.

AMEOS Klinikum Heiligenhafen
Friedrich-Ebert-Str.100
D-23774 Heiligenhafen

Tel. +49 (0)4362 91-0

http://www.ameos.eu/klinikum-heiligenha ... ologi.html

Huntington Stuhl Bericht http://www.wdr.de/tv/westpol/beitrag/20 ... atie.jhtml

Hier ist ein Huntington Stuhl abgebildet, http://www.bkh-taufkirchen.de/?show=aer ... &open=hunt ,aber der Link zu der Herstellerfirma ist wohl veraltet. Man kann den Stuhl allerdings auch in Deutschland kaufen. Wer weiss wo??


Huntington Pflege Bericht http://www.bkh-taufkirchen.de/?show=aer ... &open=hunt

Wo liegt den die Klinik, wo Du arbeitest?

So, soviel erst mal für den Moment.

Udo
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Inge
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Beitrag: # 20802Beitrag Inge »

Guten abend, Wurzel. Was Du beschreibst kenn ich genauso von meiner Mutti. Man kann nicht wirklich viel machen, bei dieser Aggressivität und Umtriebigkeit. Letztendlich mußten wir oft nachts, wenn es ganz schlimm wurde ins Heim kommen (Gott sei Dank nur 10 Min. Autofahrt), um sie zu beruhigen, hat nur kurzfristig geholfen, leider. Oft ist meine Mutti dann für 3-4 Tage in die Psychiatrie gekommen, um wieder neue Medi zu "probieren". Ja, so war es 5 Jahre lang. Hin und her ging es. Grausam für alle. Inzwischen ist sie 74 J. alt, bekommt seit einigen Wochen Nitoman, das geben die Ärzte aber nicht am Anfang der Krankheit, und nun liegt sie meist und schläft - Tag und Nacht. Nahrung aufnehmen wird zunehmend schwieriger. Wie Du schreibst hat Eure Bewohnerin wenig Bezug zur Familie. Das ist sehr traurig, weil das wichtigste der Kontakt und die Hilfe der Familie ist, gerade bei CH. Wünsche Euch Kraft, leider konnte ich nicht wirkliche Tips geben.
auch mal an sich denken... und doch stark bleiben
Wurzel
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Beitrag: # 20804Beitrag Wurzel »

Wir sind bis jetzt immer dort gewesen:

Neurologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital
Station NR5
Alexandrinenstraße 5
44791 Bochum
Tel. (234) 509-2031

Sie war dort Ende letzten Jahres das erste Mal stationär, aber leider nur eine Woche. Gebracht hat es nicht viel. Problem ist, das sie nicht mal einen Therapieplan hat, sprich weder Ergo noch Logopädie bekommt. Bis dato haben wir keinen niedergelassenen Arzt gefunden, der beides verordnet... Daran werde ich nun aber arbeiten, und das is eines meiner Ziele dort in Bochum. Immerhin ist sie schon 13,5 Jahre krank...aber wohnhaft bei uns erst ein gutes Jahr. Zu der Familie kann sie leider keinen Kontakt pflegen, da zwei weitere enge Angehörige CH haben, und es sonst nur eine demente Mutter gibt.

Das Leben kann echt grausam sein :cry:
Udo
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Beitrag: # 20805Beitrag Udo »

Wurzel, eine Therapie wäre wahrscheinlich schon sehr angebracht. Deine Patientin ist wohl auch gar nicht geistig ausgelastet, da würde eine Logopödie, aber auch Ergotherapie schon nützlich sein. Warum der Arzt da nichts verschreibt, ist schon schlimm. Es gibt so kleine einfache Spiele, die auch sehr anregend sind. Ich kann mal heute abend schauen, was es da so gibt. Mit Holzklötzen, oder Holztierchen, die in eine Form gesetzt werden müssen. z.B.
Oder einen kleinen Softball werfen. Es gibt da viele Möglichkeiten

Dieses Spiele mache ich oft mit meiner Freundin Kaja, die auch CH hat, siehe auch unten bei www oder hier: www.udo-bansemer.de

Diese Klinik in Bochum hat doch die Huntingtonklinik , oder seid Ihr da noch woanders?

Ok, bis heute abend

Udo
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Wurzel
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Beitrag: # 20807Beitrag Wurzel »

Udo hat geschrieben:
Diese Klinik in Bochum hat doch die Huntingtonklinik , oder seid Ihr da noch woanders?
Jep, sind dort auf der CH-Station gewesen!
Udo
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Beitrag: # 20808Beitrag Udo »

Wurzel hat geschrieben:
Jep, sind dort auf der CH-Station gewesen!

Aha, da müssten die Ärzte bestimmt auch den einen oder anderen Trick kennen, wie man mit aggressiven menschen umgeht. Mit Medikamenten bekommt man allerdings leider auch nicht alles so hin, oder man müsste den oder die Betroffene quasy "ruhigstellen", was auch nicht im Sinne des Erfinders sein kann und nicht sein sollte.

Dies ist übrigens z.B. ein Spiel, was auch Kaja hat http://www.spielzeughausen.de/spielzeug ... 5.98133174

Das mache ich fast jeden Tag, und Kaja weiss genau, welche Figur wo hin muss. Ich stelle mich immer extra dumm an und sage immer, das ich es einfach nicht weiß, wo die Kuh hinkommt. Oder ich stecke die Schildkröte in ein zu großes Feld und bin der festen Überzeugung, das Sie nur da "wohnen" kann. Auch frage ich Kaja immer, was die Kuh etc. für Töne macht, oder warum das andere Tier einen sooo langen Hals hat. Kurz und gut, ich mache ein Spiel aus dem Spiel. :wink:
Eine kleine Puppe hatte ich Kaja auch mal geschenkt, "Annemarie" schläft immer bei Ihr im Bett!

Gruß Udo
Zuletzt geändert von Udo am 18.01.2009, 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Wurzel
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Beitrag: # 20809Beitrag Wurzel »

Die sagen ganz klar, wenn jemand aggressiv wird, dann eben in die Psychiatrie.
Aber wir haben das nochmal besprochen und sind zu dem Entschluß gekommen, dass das für uns keine Alternative ist. Wir stehen das nun bis zur stationären Aufnahme durch, und leisten nun Einzelbetreuung. Somit sollte das Thema Aggression durch sein, weil sie die speziell nötige Sicherheit bekommt, auch wenn es sehr stressig ist.
Udo
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Beitrag: # 20811Beitrag Udo »

Habe oben noch mal geupdatet.
Freut mich, das Ihr den Weg in die Psyschatrie nicht gewählt habt.

Aber es stimmt, es kann schon stressig sein, ich bin fast jeden Tag in einer Ch Station, und zumindestens teilweise, (auch bei Kaja) muss man Nerven haben. Aber es wird einem auch oft wiedergegeben, was man gibt.

Udo
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Kalle
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Was macht man bei massiver Aggression

Beitrag: # 20855Beitrag Kalle »

Hallo Wergi,

CH ist zwar nicht heilbar aber behandelbar. Somit ist der Weg in eine Fachklinik eher das beste Mittel. Warum man in Bochum nach einer Woche Behandlung die Betroffene wieder entlassen hat ist für mich nicht zu verstehen. Hier ist eine Konsultation (Fallbesprechung) sicher Notwendig. Rufe einfach mal an.
04821/6049796 oder 0172/4496391

Gruß Kalle :P :P
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Was macht man bei massiver Aggression

Beitrag: # 20856Beitrag Kalle »

Hallo Wurzel,

der vorherige kurze Beitrag war natürlich für Dich.
Ich habe mich mit dem Namen vertan.

Entschuldige bitte

Kalle
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