Testverfahren?

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

Moderator: Moderatoren

StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Angaben bei Vertragsabschluss

Beitrag: # 30125Beitrag StephanZ »

Hallo zusammen, kurz zu mir (bin neu im Forum):

Ich bin Anfang 30, verheiratet, 1 kleines Kind, momentan Risikoperson (symptomlos), habe mich gerade testen lassen (Ergebnis steht noch aus).

Großmutter ist an CH gestorben. Bei meiner Mutter ist die Krankheit mit Anfang 50 ausgebrochen, wovon ich seit Kurzem weiß.

Eine ergänzende Frage habe ich an euch:
Das Ergebnis meines Gentests muss ich ja bei Abschluss von bestimmten Versicherungen gem. GenDG nicht angeben. Allerdings war ich vor dem Test beim Hausarzt, Neurologen (wegen Überweisungen zum Genetiker/Psychologen), Humangenetiker, Psycholgen (letzere zu Beratungszwecken vor Vornahme des Tests). Muss ich befürchten, dass mich eine Versicherung ablehnt, wenn ich angebe, dass ich diese Ärzte aufgesucht habe (ggf. auch mit dem Verweis auf Beratung im Rahmen eines Gentests) - habt ihr hier Erfahrungen?

Freue mich auf eure Antworten.

Gruß
Stephan


wergi
Beiträge: 274
Registriert: 26.10.2007, 13:32
Wohnort: Oberhausen

Beitrag: # 30127Beitrag wergi »

Hallo Ihr zwei,

da diese Fragebögen der Versicherungen u.a. auch Fragen bezüglich der Familienkrankheiten hat, werdet Ihr wohl schlechte Karten haben, bezüglich der Berufsunfähigkeit und Lebensversicherung.

Ich würde mir solche Fragebögen besorgen, reinschauen und überlegen ob ich eine Chance habe.
Lügen oder schwindeln auf gar keinen Fall, ist ein Ausschlußgrund!

Wir haben eine sogenannte Risikolebensversicherung für Manu, die bekommt man allemale.

Wir haben damals auch alles versucht, mit Beziehungen usw, aber keine Chance gehabt.
:x

Rainer
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Beitrag: # 30135Beitrag StephanZ »

Danke erstmal fürs Daumendrücken.

Das Testergebnis musst du ja eh nicht angeben. Das Gendiagnostikgesetz (§18 ist hier relevant) soll ja gerade verhindern, dass jemand nur wegen seiner genetischen Voraussetzungen bei Versicherungen schlechter gestellt wird, es sei denn, er schließt sehr hohe Versicherungssummen ab.

Die Versicherer, bei denen ich mir die Gesundheitsfragen bei Berufsunfähigkeitsversicherungen angeschaut habe, fragen nicht nach Familienkrankheiten und weisen explizit darauf hin, dass Ergebnisse von prädiktiven Gentests nicht anzugeben sind, sondern nur Vorerkrankungen/Erkrankungen (als Mutationsträger ohne Symptome ist man m.E. noch nicht erkrankt, braucht hier nichts anzugeben).

Allerdings (das ist ja meine Frage gewesen) habe ich mich vor dem Test von Ärzten "behandeln"/beraten lassen (Genetiker, Psychologen), sonst hätte ich den Test ja gar nicht machen können. Man könnte bei den Gesundheitsfragen im Freitext angeben "Beratung durch Hausarzt, Neurologe, Psychologe, Humangenetiker wegen der evtl. Vornahme eines prädiktiven Gentests" - und dann mal schauen, ob die einen ablehnen. Dürfte in der Theorie eigentlich nicht der Fall sein.
@Pumproom: Haben die Krankenhausaufenthalte/Medikamente deiner Frau denn mit der CH zu tun? Falls ja, wird es natürlich komplizierter. Aber auch wenn nicht, wirst du um Risikozuschläge wohl nicht herumkommen - dann muss man eh mal schauen, ob die Versicherung nicht zu teuer wird.

Nochmal zu den Versicherungen:
Am Schwierigsten dürfte es sein, die BUZ zu bekommen. Hier stellt jeder Versicherer auch andere Fragen, manche verlange sogar Atteste vom Hausarzt vor Abschluss. Gerade Pflegeversicherung dürfte unproblematisch sein. Gibt z.B. ja auch neue Bahr-Pflegeversicherungsprodukte, die gar keine Gesundheitsfragen stellen dürfen. Aber hier muss man insgesamt mal zusammenrechnen, was man wirklich braucht und wann welche Versorgungslücken drohen. Ein bisschen gesetzliche Versorgung gibts ja auch noch.
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Beitrag: # 30140Beitrag StephanZ »

Tja, das erscheint mit recht kompliziert bei euch. Auf jeden Fall bringt es nichts, denke ich, zig Jahre in irgendwelche Versicherungen einzuzahlen, um dann hinterher keine Leistung von denen zu bekommen, weil die wegen vorvertraglicher Anzeigepflichtverletzung den Vertrag anfechten können. Du könntest juristischen Rat einholen (gibt auf Versicherungsrecht spezialisierte Anwälte, die ggf. auch mit dir zusammen Anträge ausfüllen), das dürfte aber schon etwas kosten (würde ca. EUR 500 schätzen) und auch keine Garantie sein, dass man dann hinterher einen möglichen Prozess gegen eine Versicherung gewinnt.

Zudem ist fraglich, ob deine Frau mit der Vorgeschichte (Vorerkrankungen/Behandlungen in Neurologie, Suizidgefahr) überhaupt eine (bezahlbare) BUZ bekommt. Das kann man wohl nur mal testen - hier ist aber zu beachten, dass du evtl. eine Ablehnung bei einer Versicherung bei einem erneuten Vertragsabschlussversuch bei einer anderen angeben musst - und auf dieser Basis dann wiederum abgelehnt wird. Ist aber trotzdem einen Versuch wert, denke ich. Und - wie gesagt - zusätzliche private Pflegetagegeldversicherungen bekommt man leichter bzw. den einen Vertragstyp sogar immer (es sei denn, man ist schon pflegebedürftig).

Bezogen auf die CH:
Wenn deine Frau wegen der CH irgendwann berufsunfähig wird, könnte die Versicherung versuchen, die Zahlung zu verweigern, indem sie sagt, dass die Erkrankung deiner Frau vor Vertragsabschluss (Depressionen usw.) bereits Symptome der CH waren (dann hättest du die CH nämlich als Erkrankung bei den Fragen angeben müssen). Kannst du das wirklich ausschließen?

Ich plane folgendes: Erst Rechtsschutzversicherung abschließen, dann Versicherungen abschließen (unter Angabe, dass ich zu Beratungszwecken bei den Ärzten war, nichts zum Testergebnis). Dann zum Neurologen und mir bescheinigen lassen, dass ich noch nicht an CH erkrankt bin. Dann müsste das gegenüber den Versicherungen wasserdicht sein, denke ich.

Zu deinen Fragen:
- Ich denke, dass die Blutabnahme bereits unter die Definition von "Beratung/Behandlung" bei Ärzten zählt.
- Soweit ich weiss, bekommen die Versicherungen keine Daten von der Krankenkasse. Sonst könnten sie auf die Gesundheitsfragen ja auch verzichten und gleich selbst nachschauen. Bei Vertragsabschluss wirst du gefragt, ob die Versicherung im Leistungsfall diese Daten (und welche von Ärzten) anfordern darf. Es schadet also in jedem Fall nicht, sich mal in Kopie aushändigen zu lassen, was die Ärzte in ihrer Patientenakte vermerkt haben. Die Versicherungen werden diese Sachen aber i.d.R. erst genau anschauen, wenn sie selbst zahlen sollen.

Tja, schwierig das Ganze. Ich finde zwar, dass Geld beim Umgang mit der Krankheit nicht das Megawichtigste ist, aber es ist beruhigender, wenn man dann später nicht auch noch zusätzlich finanzielle Probleme hat.
wergi
Beiträge: 274
Registriert: 26.10.2007, 13:32
Wohnort: Oberhausen

Beitrag: # 30142Beitrag wergi »

Hallo StephanZ und pumproom,

ich kann nur raten, schließt so eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, wenn die Euch nehmen.
Eher so eine, wie eine Lebensversicherung.

Bei der Pflegezusatzversicherung ist immer zu prüfen, was die beinhaltet und was Euch mal erwartet!!
Bei diesen Versicherungen bin ich aber auch Laie.

Wir sind im Jahre 2002 bei einem bekannten gewesen, der war Versicherungsvertreter und haben versucht diese abzuschließen.
Waren am gleichem tage noch bei jemand anderem.
Wurden aber beide unabhänig voneinander abgelehnt.
Zu diesem Zeitpunkt gab es auch noch nichts offizielles, obwohl Manu schon mal im Krankenhaus wegen "Depressionen" war, was wir aber nicht angegeben haben.
:)

Diese Berufsunfähigkeitsvers. finde ich als besonders wichtig!!

Denn die gesetzliche wird bei Euch (weil wohl noch sehr jung) sehr gering ausfallen!
Hierzu kann ich Auskunft geben.

Rainer
Dr.Lange
Beiträge: 263
Registriert: 19.11.2009, 22:30
Wohnort: Düsseldorf

HK und Versicherungen

Beitrag: # 30144Beitrag Dr.Lange »

Die Versicherungen dürfen NICHT nach Gentests fragen oder sie verlangen.
Und NIEMAND muss über Erkrankungen seiner Eltern oder anderer Verwandter Bescheid wissen, solche Fragen sind sittenwidrig und ungesetzlich. Daher lautet die richtige Antwort immer: "Mir ist nichts bekannt."
Sinnvoll ist für alle jungen Menschen mit einem guten Einkommen die Absicherung durch eine BUZ. Falls man Familie hat und weiß, dass man später erkranken wird, kann eine Pflegekosten-Zusatzversicherung sinnvoll sein, damit die Famile nicht zu sehr zur Kasse gebeten wird - und die Sozialämter holen sich jeden Cent, den sie kriegen können.
Dr.Lange
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Finanztest

Beitrag: # 30162Beitrag StephanZ »

Für Rechtsschutzversicherung und zusätzliche Pflegeversicherung habe ich von Finanztest mal Analysen/Produktempfehlungen gekauft. Falls jemand Interesse hat, schickt mir einfach eine persönliche Nachricht.

Ansonsten werde ich hier mal berichten, wenn ich mit dem Versicherungsthema durch bin.

Im Nachhinein wäre es das Schlaueste gewesen, nach der Erkenntnis, dass ich Risikoperson (ohne Symptome) bin, erst einmal das Versicherungsthema zu erledigen und nach etwas Wartezeit dann in ärztliche Beratung wegen des Tests zu gehen. Zur Not hätte man die Versicherungen ja auch nach negativem Test wieder kündigen können. Aber hinterher ist man immer Schlauer...
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Testergebnis

Beitrag: # 30724Beitrag StephanZ »

Hallo zusammen,

ich habe in der letzten Woche mein Testergebnis bekommen: Es ist glücklicherweise negativ! Damit hatte ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet.

Zu diesen Versicherungsdiskussionen wollte ich ja auch noch kurz was aus eigener Erfahrung schreiben: Es klappte ohne weiteres, als Risikoperson (symptomlos) einen angemesse Absicherung der Familie (durch BUZ, Pflegezusatzversicherung) hinzubekommen. Selbst nach Erhalt des positiven Testsergebnisses hätte das mit ein bisschen Suche nach einem Versicherer mit den "richtigen" Fragen (also nur nach Erkrankungen der Vergangenheit) hingehauen, ohne dass eine Gesundheitsfrage unwahr/unvollständig hätte beantwortet werden müssen.

Gruß
StephanZ
Dr.Lange
Beiträge: 263
Registriert: 19.11.2009, 22:30
Wohnort: Düsseldorf

herzliche Gratulation zum guten Ergebnis!

Beitrag: # 30745Beitrag Dr.Lange »

Wunderbar, dass das Schicksal es in Sachen Huntinton gut mitIhnen gemeint hat.
Zwei Dinge möchte ich dazu sagen:
1. bekommen nicht wenige ehemalige Risikopersonen einige Zeit nach dem guten Ergebnis damit Probleme (survivor's guilt) - ist auch eine normale Reaktion!
2. Nicht-Genträger/innen sind eine ganz wichtige Gruppe für die Huntington-Forschung, da wir ganz sichere Hinweise auf den Beginn der HK brauchen, wenn noch keine Symptome sichtbar oder spürbar sind (die präklinische Phase der HK fängt 10 - 15 Jahre vor den sichtbaren Symptome an).
Dr.Lange
Aley

Beitrag: # 30768Beitrag Aley »

Wie schön das zu lesen, Stephan! :) Gerade für die Positiven finde ich den Test so gut - das ist der erste Schritt, von der Krankheit loszukommen, gerechtfertigt. Wie viele Sorgen, wie viele Planungen, wie viel Last man zum Glück nicht durchkämpfen muss.
Und doch nimmt man etwas mit, ist anders, als die Leute, die nie vor so einem Test und dem Risiko standen.
Ich hoffe und wünsche dir, dass du aus Huntington etwas Positives für dein Leben ziehen kannst, es genießen kannst und dich irgendwann vielleicht unbesorgt über deine Kinder und Ehe freust. :)
Alles Gute für dein Leben!

~ Aley, eine Mitnegative ;)
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Danke...

Beitrag: # 30805Beitrag StephanZ »

für eure netten Antworten auf meine Mail mit dem Testergebnis.

@Dr. Lange: Um die Forschung hier zu unterstützen, muss ich mich in einem Huntington-Zentrum melden, oder? Geht das in Hannover?

Gruß
Stephan
Dr.Lange
Beiträge: 263
Registriert: 19.11.2009, 22:30
Wohnort: Düsseldorf

EHDN-Centers

Beitrag: # 30809Beitrag Dr.Lange »

Ja, in Hannover gibt es auch ein EHDN-Center an der MHH. Die Kontaktperson der DHH in Hannover - Helga v. Wilucki - kann Ihnen Näheres zu dem Standort sagen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich für Münster entscheiden würden,
da ich Sie da persönlich kennen lernen könnte. In Münster haben wir auch die größte Gruppe der Gen-Negativen und könnten gerne Kontakt herstellen.
Wenn es an Fahrtkosten scheitern sollte - da kann das Centrum in Münster helfen.
Alles Gute und Dank für die Bereitschaft, sich für die Forschung zur Verfügung zu stellen.
Dr.Lange
StephanZ
Beiträge: 15
Registriert: 27.02.2013, 15:05

Forschung

Beitrag: # 30870Beitrag StephanZ »

Hallo Herr Dr. Lange,

auch auf die Gefahr hin, dass Sie sich hier wiederholen - können Sie ganz kurz skizzieren, was als Gen-Negativer in der Forschung auf mich zukäme?

Beteiligen möchte ich mich aber in jedem Fall...

Danke & Gruß
StephanZ
Dr.Lange
Beiträge: 263
Registriert: 19.11.2009, 22:30
Wohnort: Düsseldorf

Gen-Negative in der HK-Forschung

Beitrag: # 30873Beitrag Dr.Lange »

Gen-Negative sind die wichtigste Vergleichsgruppe für die Genträger.
Zur Verhütung der HK muss mann sie schon Ausbruch der HK behandeln - wahrscheinlich 10 Jahre im Voraus.
Wie aber prüft man die Wirksamkeit bei noch-nicht-Patienten, die keine Symptome haben?
Seit den 80er Jahren sind Methoden bekannt, die Hirnveränderungen auch schon 10 Jahre vor Beginn der HK aufdecken. Die Methoden müssen aber noch verfeinert werden, daür braucht man Gen-Negative zum Vergleich mit Genträgern. Die Basis der Forschung ist die Teilnahme am REGISTRY-Programm - Näheres dazu hier: http://www.euro-hd.net/html/registry/ab ... n%E2%80%99
1x / Jahr eine Untersuchg für ca. 2 h.
Wenn noch Fragen sind zum Wo und Wie - einfach anrufen 0171 2411288.
Dr.Lange
Aley

Beitrag: # 31068Beitrag Aley »

Dass man heutzutage nicht mehr fragen darf...
in einer Welt, wo das Wichtigste immer verschwiegen wird und man immer davon überrascht wird. Es wirkte mir eben so, das schrieb ich genau so.
Trotzdem muss ich mich wohl entschuldigen?

Entschuldigung und wenn es Sie so sehr stört, lassen Sie einfach beide Nachrichten löschen.
Zuletzt geändert von Aley am 04.06.2013, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten

Zurück zu „Chorea Huntington“