Wie kann ich ihm helfen?

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

Moderator: Moderatoren

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Rejanna
Beiträge: 1
Registriert: 16.02.2013, 21:47

Wie kann ich ihm helfen?

Beitrag: # 30003Beitrag Rejanna »

Hallo,
ich bin neu hier,meine Mutter und Großmutter starben an den Folgen von CH. :(

Ich habe mich testen lassen und bin negativ und kann nicht in Worte fassen wie dankbar ich deshalb bin.

Mein Bruder hingegen ließ sich nicht testen und íst inzwischen 31 Jahre alt.
Vor 2 Jahren brach er den Kontakt zu mir ab,ich wusste nichtmal warum.
in den letzten Monaten brach er auch den Kontakt zu so gut wie allen Freunden ab.

Seine Frau bemüht sich sehr,kommt aber auch kaum an ihn ran,er ist depressiv kommt kaum noch vom Sofa und das schlimmste,
er geht nicht zum Arzt,blockt komplett ab.
Er hat stark abgenommen und ist wohl auch sehr unzufrieden mit sich.

Da er auch ein kleines Kind hat ist das ganze noch schlimmer.

Ihr könnt euch nicht vorstellen wie sehr mich das trifft.
Ich habe die letzten 2 Jahre mehrfach versucht Kontakt aufzunehmen,aber jetzt weiß ich wohl warum er das nicht wollte.

Warum leidet er alleine?
Ich wäre so gerne für ihn da.

Auch seine Frau weiß nicht weiter.

Habt ihr Tipps für den Umgang mit Ihm?


Aley

Beitrag: # 30006Beitrag Aley »

Hallo liebe Rejanna,

Herzlich Willkommen im Forum!

Schön, dass du dich über das Ergebnis freuen kannst. :) Habe dasselbe und bei meinem Geschwisterchen kann man es noch nicht testen lassen (minderjährig).

Hmm... Der Abbruch eures Kontaktes vor zwei Jahren könnte bedeuten, dass er sich da testen ließ. Allerdings verwirrt da ein wenig erst der "junge" Kontaktabbruch zu den Freunden.

Zumindest wird man wohl momentan erst einmal von einem positiven Befund bei ihm ausgehen müssen und das darfst du auch gerne. Wenn die Kontaktaufnahme bis jetzt nicht fruchtete, gehe ich davon aus, dass Besuche, sowie Telefonate, nicht das Potenzial haben, dass du dich voll und ganz ausdrücken kannst. Ich würde es erst einmal behutsam wagen und einen Brief schreiben - ganz offen, mit persönlichen Ängsten, vielleicht Erinnerungen an die Mutter, mit persönlichen Plänen vor deinem Testergebnis. Wichtig finde ich, dass du ihm Offenheit vermittelst - du warst auch in seiner Lage, Risikoperson, und das beinhaltet die Chance, dass du vielleicht sogar eine bessere Person zum Reden bist als seine Ehefrau. Denn bei ihr wird er sich nur Vorwürfe machen: Wieso hat er ihr Leben "verdorben"? Was wird auf die zukommen, wird sie ihn pflegen müssen? Und dann: Warum habe ich es zugelassen, dass nun mein Kind krank sein könnte? Dass ich meiner Ehefrau ein krankes Kind gegeben habe?
Er wird sicherlich niemand haben wollen, der ihn leiden sieht. Es gibt viele Möglichkeiten: Patientenverfügungen, die eingrenzen, wie groß sein Leid wird. Forschungen, die ihn vielleicht optimistisch stimmen, da er da der Wissenschaft hilft, vielen anderen Menschen, vielleicht auch seinem Kind noch.
Wenn man besonders auch das Ende gut geplant hat, dann kann man sich auf das Leben davor konzentrieren. Vielleicht fasst er Mut, über seine Wut auf sich, seine Angst und seine Scham mit seiner Frau zu sprechen. Findet irgendwann den Mut, von seinem Kind prüfend abzusehen und mit ihm das Leben jetzt zu genießen, wo es auf jeden Fall noch gesund ist (da es vielleicht auch erst mit 30 erkranken wird). Vielleicht fasst er da auch den Mut, ihr einen besseren Weg zu offenbaren, als seinen eigenen, dass es sich vor Kinder oder Heirat testen lassen sollte.
Vielleicht spornt es ihn auch an, sein Kind gut zu erziehen, auf das Wesentliche im Leben. Vielleicht ändert es seine eigene Sichtweise. Schmerz anders wahrzunehmen. Die Bedeutungen im Leben. Mehr in das zu versinken, was man mag. Musik, Malerei, Lesen, ... ein paar Projekte zu beginnen. Vielleicht mag er sich im Internet erkundigen, wie es anderen geht, sich ebenfalls in einem Forum austauschen. Oder in Kontaktgruppen mit Gleichgesinnten.

Ich würde es zuerst mit diesem offenen, langen Brief versuchen. Hoffen, dass er es irgendwann liest und der Brief an manchen Stellen vielleicht so traurig ist, dass er weinen können wird, aber auch ein wenig Hoffnung in sich trägt. Und dann würde ich fragen, ob man sich treffen mag. Dann wohl aus dem Haus gehen, wenn es für ihn in Ordnung ist, an ganz andere Orte als gewohnt. Durch Parks oder Wälder oder auf dem Friedhof spazieren, vielleicht irgendwohin, wo er noch gar nicht war.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Aley
Dr.Lange
Beiträge: 263
Registriert: 19.11.2009, 22:30
Wohnort: Düsseldorf

klingt verdächtig nach Depression

Beitrag: # 30148Beitrag Dr.Lange »

Hallo in die Runde!
Das Verhalten zeigt deutliche depressive Züge, daher wäre eine Behandlung (Medikamente & Psychotherapie) sicher hilfreich. Wenn der Bruder nicht zum Arzt geht - kann die Ehefrau den Hausarzt zu einem Hausbesuch bewegen?
Würde die Ehefrau einen Besuch des Bruders Ihrerseits begrüßen? Ich traue Ihnen zu, dass Sie im direkten Gespräch was Positives für sich und Ihren Bruder erreichen können.
Viel Erfolg bei Ihren Versuchen!
Dr.Lange
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