Einseitiger Babywunsch wegen CH?

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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Lilly1982
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Einseitiger Babywunsch wegen CH?

Beitrag: # 30110Beitrag Lilly1982 »

Hallo, ihr Lieben!

Ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben. Bisher lag meine Aktivität jedoch nur im Lesen einzelner Beiträge bzw. Neuigkeiten bzgl. dieser Krankheit.

Ganz kurz zu uns: Ich bin 31 Jahre und seit 8 Jahren mit meinem Freund zusammen. Mein Freund ist 50/50 Träger von CH, einen Test möchte er nicht machen. Seine Mutter ist 2007 an einem Herzinfarkt gestorben; ihr CH war bereits weit fortgeschritten. Sie lebte damals schon längere Zeit in einem Heim, da die Pflege Zuhause aufgrund der Euch bekannten "Probleme" nicht möglich war. Auch beide Brüder der Mutter, also die Onkel meines Freundes, hatten CH. Der eine Onkel hat sich in den Alkohol geflüchtet und wurde obdachlos. Er ist schon einige Jahre verstorben. Der andere Onkel hat mit ca. 35 Jahren den Test machen lassen, bekam das positive Ergebnis, erkrankte kurze Zeit später und starb mit noch nicht einmal Mitte 40. Die Oma meines Freundes, also die Mutter der O.g., hatte ebenfalls CH und hat es dementsprechend weitervererbt. Es gibt einen Cousin meines Freundes, der auch 50/50 Träger ist. Über einige Ecken haben wir erfahren, dass dieser Cousin mit seiner Frau in Tschechien hat ein Baby zeugen lassen. Leider wissen wir nicht, ob sich der Cousin hat testen lassen...

Nun, jetzt komme ich ins Spiel... Es gab immer mal wieder Phasen, in denen ich einen unbeschreiblichen Kinderwunsch hatte. Jedoch waren es eben nur Phasen und gingen vorüber. Momentan stecke ich leider in einer "ewigen Phase" und muss sehr oft darüber nachdenken. Ich bin mir bewusst, dass es auf "dem normalen Weg" nicht möglich ist, sofern wir nicht genau wissen, dass mein Freund gesund ist. Aber hier bei uns gibt es eine Kinderwunschklinik, die auch auf Erbkrankheiten - u.a. CH - spezialisiert ist. Dieser Punkt wäre also abgehakt.

Alles weitere ist auch vorhanden: zwei feste Jobs, ein Haus mit Garten etc. pp. Für Außenstehende heißt es immer, dass wir doch die perfekten Eltern wären. Ja schön, wären... Wenn da nicht dieses blöde CH wäre! :(

Ich weiß also, dass mein Freund sich nicht testen lassen möchte. Ok. Das akzeptiere ich. Den "Verfall" seines Onkels und den Krankheitsverlauf bei seiner Mutter habe ich hautnah miterlebt, da wir uns schon sehr lange kennen. Früher hieß es immer: Ich möchte generell keine Kinder! Anscheinend hat er vor einiger Zeit zu einem Freund gesagt: Ich möchte keine Kinder wegen CH. Ok, das möchte ich natürlich auch nicht!

Mein Problem ist einfach, dass ich nicht weiß, wie ich meinen Freund auf dieses Thema ansprechen soll. Wenn ich schonmal Anspielungen mache, nimmt er mich nicht ernst und scherzt. Aber ich möchte dieses Thema endlich mal ernsthaft besprechen! Eigentlich kann ich mir nur selber helfen, wenn ich endlich seinen persönlichen Standpunkt kenne. Wie soll ich das anstellen?

Wie meine Entscheidung entsprechend seines Standpunktes dann ausfällt, weiß ich natürlich jetzt noch nicht...

Ich bin verwirrt, habe Angst und fühle mich alleine. Ich habe niemanden, mit dem ich vernünftig über das Thema CH sowie die sich dadurch enstehenden Probleme (für mich) reden kann.

Sorry, dass das obige etwas wirr geschrieben ist. Es scheinen sich doch mehr Fragen aufgehäuft zu haben, als ich dachte... :(


Udo
Moderator
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Beitrag: # 30111Beitrag Udo »

Hallo Lilly1982

Eine schwierige Frage, die Du hast. Ihr seid ein Paar, und Ihr habt auch erlebt, was die CH mit sich bringt. Ein Kinderwunsch ist immer ein heikles Thema. Dein Freund möchte sich nicht testen lassen, und hat nun das Problem, das er auch selber keine Antwort weiss, wie er zu einem Kinderwunsch steht. Dadurch, das er keine wirkliche Antwort darauf gibt, und es mit einem Scherz verdrängt, kommt Ihr auch nicht weiter. Es ist ein bißchen Schizo. Ohne Test weiß man nicht, was man machen soll, und einen Test widerum möchte Dein Freund eben nicht. Was tun?
Eine Möglichkeit, wäre es, zu sagen, wir überlegen es uns bis zum Sommer, oder inerhalb einer festen Zeitspanne, was wir machen. Bzw. was Dein Freund für einen Plan hat. Ich vermute, ohne es zu wissen, das er ein bißchen Angst hat, alles zu verlieren, falls er Positiv getestet würde.
Und auch für Dich ist es bestimmt nicht einfach, im Falle einer Erkrankung eine Entscheidung zu treffen. Die auch auf eine Trennung herauslaufen könnte?

Ich persönlich hatte mich mit meiner Freundin gegen ein Kind entschieden. Irgendwie hart. Aber die Beziehung funktionierte trotzdem sehr lange. Dafür bin ich jetzt vom Lebenspartner zum Halbsingle und Gutem Freund geworden. Aber es macht mir Freude, und ich weiß, das es gut ist für Kaja. Wie es weitergeht, weiss ja mittlerweise hier jeder. Ob ich irgendwann eine neue Partnerin finde, wird sich einfach ergeben. Momentan sicher nicht.

Schönen Gruß erst einmal,

Udo
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Bärbel
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Beitrag: # 30117Beitrag Bärbel »

Hallo Lilly,

dass Du mehr als nur verwirrt bist, kann ich voll und ganz verstehen.

Fakt ist ja, dass die Oma Deines Freundes diese Krankheit leider an seine Mutter und seine Onkels weitervererbt hat und diese Menschen nun mit dieser Krankheit leben und sie durchleben müssen.

Alleine diese Tatsache müßte Grund genug für Deinen Freund sein, sich testen zu lassen, besonders und ganz wichtig, wenn Deinerseits der Kinderwunsch im Raum steht.

Dass er auf Grund seiner Familienkrankheiten keine möchte, ist mir schon klar, aber um dies wirklich zu fundamentieren, muß er sich dem Test unterziehen, damit er für sich und Dich weiß, wo er steht.

Lilly, bitte verstehe mich nicht falsch, aber ich würde an Deiner Stelle erst abklären lassen, ob Dein Freund mehr als 50/50 CH in sich trägt und dann können wir uns gerne hier weiter über Deinen Kinderwunsch unterhalten.

Du fragst, wie Du das anstellen sollst?

Ich würde sagen - gerade heraus -, ohne Umschweife, denn hier geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um ein neues Leben, das gezeugt werden möchte, mit der Sicherheit ein gesundes Leben führen zu können und zu dürfen.
Hat jetzt schon im Vorfeld mit großer Verantwortung für neues Leben zu tun und darum sprich Klartext mit ihm, denn die biologische Uhr tickt.

Wenn er Dich liebt und ihm Euer gemeinsames Leben wichtig ist, dann wird er sich aus diesem Grunde testen lassen, damit Ihr Euer Leben planen könnt, auch die Zukunft mit oder ohne Kind, in für ihn weiterhin in gesunden oder vllt. doch zukünfig irgendwann mal in kranken Tagen.

Lilly, auch Du brauchst Gewißheit, darum handle, für Dich, für ihn und für Deinen Kinderwunsch.

Vllt. denkst Du über die Möglichkeiten, die Udo Dir vorgeschlagen hat nach.

Nach Frühling kommt Sommer und dann solltest Du wirklich Fakten haben, denn jeder Tag in Ungewißheit ist ein verlorener Tag.

LG Bärbel
Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
Dr.Lange
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erst den eigenen Standpunkt klären

Beitrag: # 30145Beitrag Dr.Lange »

Das ist ja wirklich ein heikles Thema.
Sie müssen vor dem Gespräch mit Ihrem Partner sich klar über die Alternativen sein, die für Sie akzeptable sind.
Kein Gentest = kein Kind ???
Genträger = kein Kind ??? und dann Ende der Beziehung ???
Oder wäre die Beziehung wichtiger als ein Kind vom Partner?
Käme eine Samenspende in Betracht ???
Präimplantionsdiagnostik im benachbarten Ausland (15000 €) ???
Schwangerschaftsdiagnostik und Abbruch, falls Gen vorhanden ??? Sehr belastend !!! (und in D nicht einfach zu organisieren, aber möglich.)
Das hieße auch, dass beim Partner aus 50:50 ein 100 % wird - extrem belastend unter den gegeben Umständen.
Wie schon gesagt, ein schwieriges Thema, dass man vielleicht mit einem Experten in einem Huntington-Zentrum besprechen sollte.
Dr.Lange
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