Schwindel - wie mit Unverständis anderer Leute umgehen?

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Sophis
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Registriert: 04.02.2014, 20:10

Schwindel - wie mit Unverständis anderer Leute umgehen?

Beitrag: # 32856Beitrag Sophis »

Hallo zusammen,

ich bin 30 Jahre alt und leide seit einiger Zeit unter Schwindelattacken bzw. eigentlich sogar einem Dauerschwindel. Dazu kommt dann oft ein Gefühl der Benommenheit, weiche Knie und das Gefühl, gleich umzukippen.
Ich wurde im Krankenhaus nach einer schlimmen Schwindelattacke von Kopf bis Fuß per MRT, U-schall, HNO usw untersucht. Es war alles iO (Gott sei Dank) und mir wurde der Stempel phobischer Schwankschwindel aufgedrückt.

Mein Hausarzt allerdings sagte, genau wie ich, dass das absoluter Käse ist. Mein Schwindel tritt nicht in typischen Angstsituationen auf, sondern bei alltäglichen Beschäftigungen wie Putzen oder Arbeiten und ich bin psychisch normalerweise sehr stabil - wenn auch derzeit etwas angeschlagen durch diesen Schwindel.
Er tippt eher auf die HWS, weil es nach einem Dehnen und Strecken durch ihn besser wurde. Nun mache ich brav Dehnübugen, Yoga, noch mehr Sport usw., ich werde den Schwindel aber nicht komplett los und er wurde mehr oder weniger ein permanenter Begleiter seit 6 Monaten.

Lange Rede kurzer Sinn, ich bin nun am dem Punkt angekommen, wo ich mich damit abgefunden habe, dass ich den Schwindel nicht mehr loswerden werde und versuche, damit klar zu kommen.

Im Allgemeinen bekomme ich das ganz gut hin, auch wenn es ab und zu schwer ist. Gerade auf der Arbeit, wo keiner davon weiß, ist es ab und zu hart weiter zu lächeln, wenn der Chef einen - entschuldigt den Ausdruck - zuschwallt, während man vor ihm stehend gerade Karussell fährt.
Aber das geht alles noch, ich betreibe bewusst auch kein Vermeidungsverhalten so weit es geht, stelle mich in der Supermarktkasse an usw - nur eine Fahrt im Rummelplatzkarussell brauch ich nicht mehr unbedingt 8)

Alles aber bekomme ich nicht hin und ich weiß ab und zu nicht, wie ich mit Leuten umgehen soll, die kein Verständnis dafür haben.
Mein Mann zB wollte mit mir am Freitag auf ein Rockkonzert gehen, ein langjähriges, gemeinsames Hobby von uns. Bis vor kurzem waren wir mindestens einmal im Monat auf einem.

Seit Tagen nun graust es mir vor diesem Abend - ich weiß, dadurch wird es sicher nur noch schlimmer - aber ich denke schon an fast nichts anderes mehr als daran, 4 Stunden in einer muffigen, dunklen, lauten Konzerthalle zu stehen und mit Licht- und Lasereffekten beschossen zu werden. Auch wenn ich wie gesagt versuche bewusst kein Vermeidungsverhalten zu entwickeln, ist das einfach eine Nummer zu hart.
Vorher kam das Thema Freitag zum Gespräch und ich überwand mich ihm zu sagen, dass ich nicht hinwill. Er war sichtlich enttäuscht, wir diskutierten ein wenig und irgendwann meinte er, ob ich jetzt nur wegen so ein bisschen Schwindel nie mehr auf Konzerte will, ich wüsste doch, dass es nichts Schlimmes oder Gefährliches ist, wo das Problem wäre.

So ein bisschen Schwindel...kein Mensch, der diesen Sch*** nicht an der Backe hat, kann nachvollziehen, wie belastend das ist. Natürlich könnte ich mich jetzt reinstellen und das irgendwie durchziehen, aber ich hätte null Spaß, es wäre eine reine Quälerei.
Mein Mann ist an sich sehr verständnisvoll und wollte mir damit nicht wehtun, ich glaube er kann einfach nur wirklich nicht nachvollziehen, wie hart das ist und denkt vielleicht, ich stell mich nur an.
Vielleicht stell ich mich wirklich nur an? Ich weiß es nicht...
Ich hab einfach Angst, wie es weitergehen soll. Auf Dauer wird kein Mensch Lust haben, permanent Rücksicht nehmen zu müssen. Irgendwo verständlich, aber für mich nicht sonderlich tröstlich :(
Versteht mich nicht falsch, ich will meinen Mann keinesfalls schlecht reden, ich kann ihn sogar iwie verstehen...aber ich muss für mich eine Lösung finden, wie ich mit diesem Irsinn in Zukunft umgehen kann ...vielleicht hat der ein oder andere hier einen Tipp für mich. :cry:


Alex.80
Beiträge: 58
Registriert: 18.01.2014, 11:36

Beitrag: # 32867Beitrag Alex.80 »

Ich hab das jahrelang so durchgezogen und ich kann dir nur einen wirklich traurigen Tipp geben: das Beste ist dein Umfeld nicht damit zu belasten. Du kannst das offen formulieren und um Rücksicht bitten, aber letzendlich kannst du von deinem Umfeld nichts erwarten. Deine Bekannten / Kollegen werden ein Thema zum drüber reden haben aber insgeheim interessiert es sie nicht großartig. Dazu können sie dir auch nicht helfen. Dein engeres Umfeld wird sich ehrlich Sorgen machen aber auch sie können dich nur emotional unterstützen wenn du es mal brauchst. Meine Eltern z.B. hab ich irgendwann nicht mehr auf dem aktuellen Stand gehalten weil sie sich zu viele Sorgen gemacht haben. Dinge die dich belasten: meiden. So einfach ist das. Das gilt auch für das Konzert. Dein Mann wird das verstehen.

Ich vergleiche mich immer mit einem Kumpel der Rheuma hat. Auch der ist eingeschränkt, hat sich damit arrangiert und wenns mal wirklich schlimm ist mache ich Erledigungen für ihn und unterstütze ihn. Rheuma ist für uns aber nie ein Thema, einfach weil er seit seiner Kindheit damit lebt, ich kann ihm nicht helfen und wenns ihn mal mega belastet können wir drüber reden. Aber hey, er hat sich damit arrangiert. Ich hab mich mit meinem Schwindel arrangiert. Aber für eine Besserung kämpfe ich trotzdem täglich.

Kleiner Tipp noch: geh mal in eine Schwindelambulanz (gibts mittlerweile an vielen großen Unikliniken) und lass dich mal durchchecken. Meine Erfahrungen mit normalen HNOs sind sehr schlecht. Phobischer Schwankschwindel bei deinen Symptomen ist eine Verlegenheitsdiagnose und ich habe mittlerweile auch kein Problem mehr das einem Arzt ins Gesicht zu sagen. Da müssen Patienten auch mutiger sein.
Sophis
Beiträge: 9
Registriert: 04.02.2014, 20:10

Beitrag: # 32897Beitrag Sophis »

Hallo Alex, danke für deine Antwort.

Ich sehe das wie du und bin seit Beginn der Geschichte dabei, andere Leute so weit wie möglich damit zu verschonen. Ich war noch nie ein Mensch, der mit so was gerne hausieren geht oder darüber spricht, nicht mal meine Beste Freundin weiß es, die sonst alles von mir weiß :)
Meinen Kollegen werde ich auch weiter nichts davon erzählen. Ich hab in meinem Büro so eine Art Schlachtross-Stellung, mit alle Komplizierten und Schwierigem kommen meine Kollgen zu mir und meine Chefs betrauen als erstes mich mit verantwortungsvollen Dingen. Ich brauch so was einfach und werd auch entsprechend gut bezahlt. Diese Stellung würde ich mit Sicherheit verlieren, wenn ich offen über mein Problem sprechen würde - und ändern würde es auch wieder nichts.

Meine Eltern und meinen Mann lasse ich so weit als möglich auch außen vor, helfen kann ja eh keiner und warum sollte ich sie da mit runterziehen. Nur in Situationen wie mit dem Konzert heute geht es ja leider nicht anders. Ich möchte da ehrlich mit den Leuten sein und keine Ausreden vorschieben oder jemanden anlügen.

Das mit der Schwindelambulanz hab ich auch schon öfter gelesen. Im Krankenhaus wurde wie gesagt erst alles Gefährliche ausgeschlossen (Schlaganfall, Tumor etc) und dann eben der phob. Schwankschwindel in den Raum gestellt. :roll: Als ich dagegen protestierte ging man nicht näher drauf ein, auch von dem HWS Verdacht wollten sie nichts hören. Die Neurologin meine, es gäbe zwischen HWS und Schwindel keinen Zusammenhang, das wäre ein Mythos. Zur Schwindelambulanz wollte sie mich nicht überweisen, da die laut ihr nur die selben Untersuchungen machen würden wie das Krankenhaus schon tat und die Münchner Schwindelamb. wohl eh so überlastet ist, dass man zZ keine Termine in halbwegs greifbarer Nähe bekommt. Und bei phob. Schwankschwindel hilft wenn dann eher ein Therapeut, ich müsse aktiv in den Schwindel gehen, Mut fassen, mich meinen Ängsten stellen, ahhhh! Ich kam mir vor wie in so einem schlechten Horrorfilm, wo ein gesunder Mensch in einer Irrenanstalt gefangen ist und keinem klar machen kann, dass er nicht irr ist

Nach dem Krankehaus war ich noch mal beim Hausarzt weil ich mich noch ein paar Tage krank schreiben und Ruhe tanken sollte.
Ich erzählte ihm von der Neurologin und er schmunzelte. Er meinte, vor allem junge Ärzte verfolgen heutzutage dieses "HWS Schwindel gibts nicht" Schiene, aber er hat schon ganz andere Erfahrungen gemacht.
Die Neurologin war geschätzte Mitte 30, mein Hausarzt ist über 60 und praktiziert sein Leben lang. Das muss zwar nicht zwangsläufig was heißen, aber ich hab großes Vertrauen in ihn. Um seine These zu testen machte er mit mir einige Minuten lang Dehnungen und Streckungen der HWS und für den Rest des Tages war ich seit Monaten schwindelfrei, Gott ich fühlte mich wie neugeboren :D - das kann in meinen Augen kein Zufall sein oder? Am nächsten Tag nach dem Aufwachen war leider wieder alles beim Alten :cry:

Hab ihm jetzt mal noch die Aufzeichnungen vom MRT gegeben, er sieht sich meine HWS noch mal an, ob es einen sichtbaren Deffekt bzw eine kleine Fehlstellung oder so was gibt. :lol:
Alex.80
Beiträge: 58
Registriert: 18.01.2014, 11:36

Beitrag: # 32900Beitrag Alex.80 »

Ärzte sind auch nur Menschen. Es gibt gute Therapeuten und schlechte. Leider bin ich auf mehr schlechte als gute Gestoßen. Vor allem dass die Leute nie über ihr Fachgebiet hinaus denken ist schockierend. Da kann eine Schwindelambulanz schon helfen. Das mit dem HWS-induzierten Schwindel ist so ne Sache. Ich war mal in Mannheim in der Klinik da hatte ich auch eine Behandlung an der HWS wo ich 1 Woche Beschwerdefrei war. Letztendlich ist die Störung aber bei mir zentral im Gleichgewichtszentrum. Wenn du aber einmal in diesen Kreislauf: Gleichgewichtsprobleme, verspannte Muskulatur etc. drin bist kann eine Behandlung an einer Stelle kurzfristig schon enorme Linderung bringen.

Auf die Psychoschiene würde ich mich an deiner Stelle nicht drängen lassen. Solch einen Therapeuten würde ich auslachen. Er presst dich in sein Schema und nimmt dich nicht mit deinen individuellen Beschwerden wahr.
Sophis
Beiträge: 9
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Beitrag: # 32901Beitrag Sophis »

Ja gegen die psychologische Diagnose wehre ich mich nach wie vor, ziehe es nicht mal in Erwägung.
Ich bin eine an sich psychisch starke Frau und sehe Problemen lieber direkt ins Auge um sie zu lösen, statt Angst davor zu haben. Lasse mich auch aktuell nicht vom Schwindel unterbekommen sondern denke mir lieber: es ist zwar nervig, aber andere Menschen haben mit noch viel schlimmeren Problemen zu kämpfen!

Mein Schwindel trat das erste Mal beim Putzen auf - das nächste Mal beim Fahrradreifenwechseln, das sind für mich keine typischen phobischen Situationen :roll:
Ich würde die Ärzte verstehen wenn ich ihnen sage, mein Schwindel tritt vor allem auf wenn ich vor Leuten sprechen muss, in ein Flugzeug steigen soll etc - aber so? Nene...

Nächste Woche hab ich einen Termin beim Hausarzt, um das MRT noch mal zu besprechen. Werde das Thema noch mal anhauen. Und in der Zwischenzeit bau ich mal mein Bett um, nachdem ich das grad in einem anderen Beitrag hier noch gelesen hab :lol:

Danke fürs "Zuhören" Alex, tut doch mal ganz gut, sich mal bei Betroffenen ausk*** zu können :D
Alex.80
Beiträge: 58
Registriert: 18.01.2014, 11:36

Beitrag: # 32906Beitrag Alex.80 »

Hast du das mal versucht ? So kannst du einen gutartigen Lagerungsschwindel selbständig bestätigen / ausschließen. Wenn das Erleichterung bringt ist es ein gutartiger Lagerungsschwindel.

http://www.youtube.com/watch?v=lx2WdHrS-8Y
Sophis
Beiträge: 9
Registriert: 04.02.2014, 20:10

Beitrag: # 32908Beitrag Sophis »

Danke für den Link. So eine Untersuchung hat mein HNO mit mir gemacht. Habs grad selber noch mal wiederholt, scheint aber nicht die Ursache meines Schwindels zu sein. Ich hab nicht mal den "normalen Schwindel" verspürt, der laut dem Videosprecher direkt nach dem Umlegen auftreten kann.

Wie wurde denn deine Diagnose vom Arzt eigentlich gestellt? Mittels welcher Untersuchung?

LG und schönen Samstag :D
Alex.80
Beiträge: 58
Registriert: 18.01.2014, 11:36

Beitrag: # 32911Beitrag Alex.80 »

Bei mir wurde ne ganze Latte an Untersuchungen gemacht, ich was in ner Schwindelambulanz. Die kalorische Prüfung, Kopfimpulstest etc. kamen alle zu dem gleichen Ergebnis. Leider 15 Jahre zu spät.
Drachenbaby
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Registriert: 27.02.2014, 10:07

Beitrag: # 33037Beitrag Drachenbaby »

Hi Sophis,

ganz ehrlich, ich bewundere deine Stärke. Wie schaffst du es dich immer wieder zu fangen?

Ich selber leide seit August letzten Jahres an einem Dauerschwindel. Es ist zum austicken. Anfangs dachte ich einfach nur zu wenig getrunken zu haben oder auch nur überarbeitet zu sein. aber auch ein Urlaub hat nich gereicht. Ich bin von Arzt zu Arzt gegangen. Keiner konnte mir helfen. Der Neurologe hat mich hingestellt wie einen Simulanten. Das tat so weh das mir die Tränen kamen. Bin zur Zeit eh nah am Wasser gebaut. Jetzt hoffe ich auf eine Klinik. Aber das ist auch nicht so einfach. Mein Bett habe ich auch schon umgebaut. Ich fühle mich auch zur Zeit besser, aber weg geht er einfach nicht und das wurmt doch sehr. Vielleicht muß einfach mal raus.

Zum Glück habe ich einen tollen Mann an meiner Seite. Er gibt mir viel Kraft. Mir hilft es zu reden oder auch einfach nur in seinem Arm zu sein. Sprüche konnte ich mir auch schon so einige anhören, aber zum Glück nicht von meinem Mann.

Ich wünsche Dir viel Kraft und das der Wahnsinn bald aufhört.

Pass auf Dich auf.

Viele Grüße
Antworten

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