Psyche - Die Gedanken

Ist die Seele schwer durch Last gequält, wird sie irgendwann überladen und zerbricht. Hier kann man (vielleicht) sie entladen.

(Frei nach Alina)

Sozusagen ein 'Seelarium'

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Bärbel
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Psyche - Die Gedanken

Beitrag: # 29181Beitrag Bärbel »

Habe jetzt lange gesucht wo ich mein Thema hier einsetze, unter Psychische Krankheiten, oder hier in - die Seele.

Bei mir sind es wohl die nicht abstellbaren Gedanken die mich ab und an krank machen, obwohl meine Organe völlig gesund sind.

Seit dem wir den Schicksalsschlag in der Familie hatten und dadurch quasi in die Hölle geschickt wurden und ich Zeit meines Lebens daran erinnert werde und tgl. mit diesen Gedanken lebe,
bekomme ich, wenn das Thema wieder zur Sprache kommt, was mich natürlich jeden Tag und auch vor dem einschlafen beschäftigt,
ohne dass ich etwas dazu tue, oder es möchte:

einen unsagbaren Kopf- Stirn und Nasendruck.
Mein Hals wird eng und enger, man könnte meinen, da werden Luftballons aufgeblausen, die mir die Luft zum atmen nehmen.
Das reden fällt mir dann auch sehr schwer.
Unter der Brust bekomme ich ein Gefühl, als hätte sich da eine eiserne Spange drumgelegt und mein Herz klopft so stark, dass ich auch im Rücken diese Beklemmungsschmerzen bekomme.

Es ist, als ob mich eine Kobraschlange einschnürt und dann geht nichts mehr.

Wenn ich merke, dass das anfängt, nehme ich homöopathische Beruhingsmittel, und zum einschlafen - Schlaftablette -.
Aber dann, wenn es immer schlimmer wird, gehe ich zum Arzt.
Dort bekomme ich eine Spritze, die diese spastischen Verkrampfungen wieder löst und ich kann danach wieder meinen ganz normalen Privat- und Geschäftsalltag leben.

Manchmal sagt mein Arzt: "Mädchen" warum kommste nicht früher, warum plagst Du Dich so."
Wenn ich die Praxis betrete brauche ich kein Wort sagen, die Arzthelferinnen schauen mich nur an und wissen Bescheid.
Manchmal trösten sie mich auch, weil ich dann nur noch am weinen bin.

Ich nehme keine Psychopharmaka und gehe auch zu keinem Psychater.

Bis jetzt habe die ganzen Jahre, es sind inzwischen 9 vergangen, seitdem der Schicksalsschlag uns niederschlug, durch den Austausch mit Freunden, die mich auch wieder "hochgezogen" haben, wenn ich am Boden lag, mein Leben meistern können.

Ich habe es dieses Jahr 9 Monate geschafft ohne diese Spritze, aber dann war wieder ein Vorfall, der immer noch mit dem Erlebten zu tun hat, der mich aus der Bahn geworfen hat, sodaß diese "Kobraschlange" wieder von mir Besitz ergriffen hat und ich freiwillig zum Arzt ging.

Momentan geht es mir, besonders auch nach dem überstandenen Lagerungsschwindel wieder gut und somit kann ich nächste Woche wieder tatkräftig alles aufarbeiten, was dadurch liegen geblieben ist.

Ja, die Arbeit ist meine Medizin, die hat mir schon immer geholfen, denn sobald ich zur Ruhe komme, kommen die Gedanken...........................

Wenn mein Gatte merkt, dass es wieder anfängt, dann fragt er mich: "Bärbel haste nix zu tun?", denn auch er weiß dass Arbeit für mich die beste Therapie ist.

LG Bärbel


Ein freundliches Wort kostet nichts und ist doch das schönste aller Geschenke.
(Daphne Du Maurier)
Udo
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Re: Psyche - Die Gedanken

Beitrag: # 29283Beitrag Udo »

Bärbel hat geschrieben:Habe jetzt lange gesucht wo ich mein Thema hier einsetze, unter Psychische Krankheiten, oder hier in - die Seele.

Bei mir sind es wohl die nicht abstellbaren Gedanken die mich ab und an krank machen, obwohl meine Organe völlig gesund sind.

Seit dem wir den Schicksalsschlag in der Familie hatten und dadurch quasi in die Hölle geschickt wurden und ich Zeit meines Lebens daran erinnert werde und tgl. mit diesen Gedanken lebe,
bekomme ich, wenn das Thema wieder zur Sprache kommt, was mich natürlich jeden Tag und auch vor dem einschlafen beschäftigt,
ohne dass ich etwas dazu tue, oder es möchte:

einen unsagbaren Kopf- Stirn und Nasendruck.
Mein Hals wird eng und enger, man könnte meinen, da werden Luftballons aufgeblausen, die mir die Luft zum atmen nehmen.
Das reden fällt mir dann auch sehr schwer.
Unter der Brust bekomme ich ein Gefühl, als hätte sich da eine eiserne Spange drumgelegt und mein Herz klopft so stark, dass ich auch im Rücken diese Beklemmungsschmerzen bekomme.

Es ist, als ob mich eine Kobraschlange einschnürt und dann geht nichts mehr.

LG Bärbel
Hallo Bärbel, vielleicht macht es doch Sinn, die Dinge, die bei Dir passiert sind, irgendwann aufzuarbeiten. Ich kenne so etwas auch. Man kann es überspielen, man kann es verdrängen, man kann arbeiten und dadurch nicht mehr daran denken, aber es ist doch immer da. Deswegen ist es auch schwer, wirklich Ruhe zu finden, wenn die "Dinge" dann wieder zum Vorschein kommen. Der Mensch braucht eben auch einmal wirklich Ruhe, sonst gerät er langfristig unter eine Art Dauerstress, was überhaupt nicht gut ist.

Gruß, Udo
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Bärbel
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Beitrag: # 29297Beitrag Bärbel »

Hallo Udo,

das sagt meine Freundin Rosi auch, aber ich bin der Ansicht/Meinung und darüber können wir uns hier gerne austauschen, ist die Tatsache,
dass wenn ich das mit einem Psychater versuche aufzuarbeiten,
sich an dem Geschehenen und Erlebten kein Deut ändert und es weiterhin in meinen Gedanken präsent ist.

Ich habe Wochen nach dem uns dieser Schicksalsschlag heimgesucht hat, eine Psychaterin aufgesucht um mit der damaligen Situation klarzukommen.
Aber als ich da vor einer fremden Frau saß, die mich dann "bis zu meiner Geburt aufdröseln wollte", verstand ich seinerzeit nicht, was das mit meiner IST-Situation zu tun hat, mit der ich klar kommen mußte.
Dann war ich echt befremdet, dass neben mir auf dem Tisch eine Eieruhr lief und als die durchgelaufen war, ich quasi im Satz aufhören und gehen mußte.
Ne, das war mir mehr als suspekt und ich brach die Sitzungen sofort ab.

Dann bestand mein Hausarzt nach Monaten drauf, dass ich einen Psychater aufsuche, den er privat kannte und meldete mich dort an.
Da saß ich dann wieder vor einem fremden Mann und sollte ihm mein Innerstes nach außen kehren.
Er kannte mich doch garnicht, nicht mein Leben, nicht mein Umfeld, nichts von mir. Er saß nur da, hatte einen großen DINA-4 Block in der Hand und war am mitschreiben. Antworten, Zwischenbemerkungen, Diskussionen und Unterhaltung fand in dem Sinne nicht statt.
Dann rappelte da nach einer gewissen Zeit eine "Backofenuhr", und wieder durfte ich mich erheben und gehen., verwirrt und unverstanden.

Dann nach drei Sitzungen verschrieb er mir Psychopharmaka und nach der ersten Tablette, bekam ich alle Nebenwirkungen die auf dem Beipackzettel standen und das Schlimmste für mich war, dass es mir schwindelig wurde, ich zu zittern begann und mein Sehvermögen sich sofort verschlechterte.

Ich rief den Psychater an und sagte ihm, dass ich das nicht mehr einnehme und darüber war er nicht erfreut, nein, er sagte mir sogar auf den Kopf zu, dass, wenn ich das nicht nehme, er für mich "schwarz" sieht, weil ich anscheinend "selbstmordgefährdet" wäre.

Das war für mich der Auslöser, ihm sofort mitzuteilen, dass ich nicht mehr komme.

Das war vor 8 Jahren und ich lebe heute noch.

Das Einzige was ich ab und an brauche, hatte es Euch ja schon mitgeteilt, ist die Spritze, die mich wieder ins Lot bringt, damit die spastischen Verkrampfungen sich lösen und ich meinen Alltag wieder meistern kann.

Und dann Udo, wie soll sich ein fremder Mensch auf mich richtig konzentrieren, wenn vor mir und nach mir andere Menschen mit ihm über ganz andere Themen sprechen und wie soll er sich mit meinem Leben befassen, sich da reinvertiefen, wenn eine Eieruhr oder ein Wecker dies dann abrupt beendet?
Dann kommt man wieder hin und soll da weitermachen, wo man aufgehört hat, aber eigentlich greift ja das eine in das andere und dann gehöre ich noch zu den Menschen, die sich gerne auch mal wiederholen.

Und nach 30 Min. oder waren es nur 20 Min.?, mußte wieder gehen.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was das mit Aufarbeitung zu tun haben soll und dass ich danach meine Gedanken besser einordnen und lenken könnte.

Da fühle ich mich bei meinen Freunden besser verstanden und aufgehoben, denn die kennen mich und hören mir richtig zu.
Sagen dann auch was die denken und nein, sie bedauern mich nicht immer, sondern reden mir auch ab und an mit klaren Worten ins Gewissen, damit ich wieder auf die richtige Gedanken-Schiene komme.

Ich therapiere mich nicht selbst, das Einzige was ich mache, ich schreibe schon jahrelang alles auf was mich bewegt und umtreibt. Jeden Stimmungswandel halte ich fest. Habe auch mein Leben und alles was ich erlebte niedergeschrieben, vielleicht ist das meine Art das Geschehene aufzuarbeiten.
Manchmal hilft es ja, aber es kommt auch vor, dass ich ab und an mal wieder in dieses tiefe Loch falle, aus dem mich dann meine Freunde, aber an erster Stelle meine Freundin Rosi wieder rauszieht.

LG Bärbel
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(Daphne Du Maurier)
Udo
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Beitrag: # 29300Beitrag Udo »

Habe ich auch schon erlebt. Nach 15 Minuten wurde der Arzt "unruhig" :wink:
Wo ich schon einmal unverhofft sehr lange Gespräche geführt hatte, war bei einem Ergotherapeuten. Nach einer Behandlung erzählte ich ihm so ein bisschen, und irgendwie ist das bei jedem Termin immer mehr geworden. Irgendwann haben wir gar keine Ergotherapie mehr gemacht, sondern nur noch geredet. Das ging über mehrere Monate so, und es war ganz angenehm, quasi jede Woche gute 30 Minuten lang zu reden. Lang ist es her.

Wenn du gute Freunde hast , wie die Freundin Rosi, dann kann das oft besser sein, als bei einem Arzt zu sitzen, und auf "Kommando" Probleme zu haben . Es gibt allerdings auch Arzte, die nicht so auf die Uhr schauen, die muss man aber suchen und finden. Wenn man das geschafft hat, kann das auch gut sein.
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Bärbel
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Beitrag: # 29301Beitrag Bärbel »

Ja, Udo, das glaube ich Dir gerne.

Sogar meine Krankenkasse hat es sehr befürwortet, dass ich mir Hilfe bei einem Psychotherapeuten suche.
Sie schickten mir eine Liste und ich rief etliche Nummern an.

Ich hörte immer dasselbe: "Wir haben auf längere Sicht keinen Termin für sie frei, setzen sie aber gerne auf die Warteliste."

Na prima, dachte ich, bis ich da drankomme, habe ich mich bestimmt schon wieder "berappelt"
und die Angebote "auf Warteliste", deswegen dankend abgelehnt.

Eine Freundin von mir ist momentan in einer "Aufarbeitungs-Therapie" und danach telefonieren wir und es geht ihr nicht gut.
Also ich weiß nicht, wenn man bei solchen Gesprächen noch tiefer runtergezogen wird und bitterlich weint und aufgewühlt und deprimiert dann nach Hause geht. Sieht so Hilfe aus?
Also ne, sie tut mir dann immer sehr leid.

Habe auch schon gehört, dass solche Gespräche sehr an die Substanz gehen und je tiefer man schürft, je schmerzhafter wird die Aufarbeitung.

- Ich weiß nicht, ob ich mir das antun will, denn ich habe doch sehr "am Wasser gebaut" und dann noch zusätzlich zu dem was ich schon mitgemacht habe, noch tiefer runtergezogen werde, um dann damit klar zu kommen.

"Beißt sich da nicht der Hund in den Schwanz?"

Oder ist meine Denke total falsch?

LG Bärbel
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(Daphne Du Maurier)
Rosilein
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Beitrag: # 29303Beitrag Rosilein »

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Habe auch schon gehört, dass solche Gespräche sehr an die Substanz gehen und je tiefer man schürft, je schmerzhafter wird die Aufarbeitung. 
Liebe Bärbel, so ist es aber wirklich! Und dass hat durchaus einen Sinn.
Ich selbst habe 10 Jahre Psychotherapie hinter mir und aktuell bin ich wieder in Behandlung. Es geht sehr oft an die Substanz, aber hinterher fühle ich mich besser. Ich habe endlich einen liebevollen Umgang mit mir gelernt, vorher habe ich mich sehr oft gehasst, aus welchen Gründen auch immer. Auch ich habe dem ein oder anderen schon mein Herz ausgeschüttet, aber wirkliche Hilfe kann dir niemand anbeiten. Man redet darüber, gibt schlaue Ratschläge aber im Grunde bleibt alles beim alten. Dafür gibt es ja diese Therapeuten, sie haben dass gelernt. Sie wissen genau was sie tun und wie sie dich auf einen Weg bringen können, damit es dir dauerhaft besser geht und die Erlebnisse nicht mehr lebensbedrohlich für dich sind. Meine ersten 10 Jahre Psychotherapie waren ein Überlebenskampf und nun, bei meiner jetzigen Therapie, erwarte ich mehr vom Leben.

Ich kann dir nur sagen:
Hätte ich diese professionelle Hilfe nicht angenommen, würde ich heute mit 100% Sicherheit nicht mehr leben.
Kann nur jedem empfehlen diese Hilfe in Anspruch zu nehmen wenn man sie braucht.
Und was die Wartezeit bei einem guten Therapeuten angeht:
Wieviel Jahre leidest du schon??? Sind da ein paar Wochen viel???
Ich glaube nicht.

Aber jeder muss das selbst für sich entscheiden. Nur sollte man dann nicht jammern, wenn man Hilfe ablehnt!

Bärberl du weißt wie ich das meine, haben ja schon oft darüber gesprochen.
LG Rosi
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