Lexikon Autoaggression

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Alina

Lexikon Autoaggression

Beitrag: # 4606Beitrag Alina »

Geschrieben von Sputnik

Autoaggression:

Mit Autoaggression bzw selbstverletzendem Verhalten (=SVV) bezeichnet man das Verhalten von Menschen, die sich absichtlich Wunden zufügen.

Selbstverletzung kann sich äußern in:
- sich schneiden
- sich Verbrennungen zufügen
- Haare ausreissen (Trichotillomanie)
- sich beißen, schlagen, kratzen u.v.m.

Am häufigsten fügen sich Menschen Schnittverletzungen mit scharfen Gegenständen (wie z.B. Rasierklinge, Messer, Skalpell) an den Extremitäten zu.

Entgegen der Annahme vieler Menschen wollen Erkrankte mit ihrem Verhalten keine Aufmerksamkeit auf sich lenken, weswegen sie ihre Verletzungen versuchen zu verstecken, indem sie beispielsweise nur langärmige Kleidung tragen. Angehörige wissen deshalb selten von der Erkrankung des Familienmitglieds. Auch haben Autoaggressive (meistens) keine ernsthaften Suizidabsichten, auch wenn sie desöfteren Suizidgedanken haben.

Menschen, die sich selbst verletzen, versuchen ihren psychischen Schmerz durch physischen Schmerz zu kompensieren. Negative Gefühle wie Wut auf Mitmenschen werden nicht wie bei gesunden Menschen am Gegenüber ausgelassen sondern an sich selbst. Auch Emotionen wie Einsamkeit, Angst oder Traurigkeit werden durch autoaggressives Verhalten "überdeckt".

Weiter ist für viele Kranke Selbstverletzung das einzige Mittel, um sich selbst wieder zu spüren. Autoaggression ist für sie die einzige Möglichkeit, sich wieder als Menschen wahrzunehmen.

Selbstverletzung ist noch keine eigenständige Krankheit, sondern wird als Symptom einer Krankheit gesehen, da sie fast immer mit einer oder mehreren psychischen Störungen auftreten (=Co-Morbidität) wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Borderline und Essstörungen.

Während des Schneidens werden Endorphine ausgeschüttet, weshalb Selbstverletzung nicht nur psychisch sondern auch körperlich abhängig macht. Bei einem möglichen Versuch, mit dem Ritzen aufzuhören, kommt es zu Entzugserscheinungen, weshalb eine Therapie sich als schwer erweist und die Rückfallgefahr hoch ist.

Die Behandlung mit der Psychotherapie dauert zwei bis vier Jahre, wobei etwa 1/3 der Kranken als nicht therapierbar gelten. Je früher man sich in Therapie begibt, desto größer ist die Chance, geheilt zu werden

Sputnik


Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren.
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