Halbtagsarbeit!

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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Dani81
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Halbtagsarbeit!

Beitrag: # 22304Beitrag Dani81 »

Hallo!

Meine Name ist Daniela - ich bin 28 Jahre und komme gebürtig aus Österreich, wohne jetzt aber in Recklinghausen. Ich habe vor 5 Jahren den Test machen lassen und leider war er auch positiv.

Die letzten Jahre habe ich mich weniger damit beschäftigt, aber im letzten halben Jahr war die Krankheit sehr präsent. Ich war die letzten 5 Monate krank geschrieben, weil ich schwere Depressionen hatte und nicht mehr arbeiten konnte. Seit Juli bin ich zurück bei der Arbeit und habe mit einer Eingliederungsmassnahme von 4 Stunden pro Tag angefangen - es lief alles super und ich war echt happy darüber. Seit einer Woche arbeite ich wieder Vollzeit und trotz aller guten Hoffnungen klappt es nicht mehr. Ich bin total gestresst bei der Arbeit, habe eine grosse Konzentrationsschwäche, mein Kurzzeitgedächtnis lässt total nach, ich kann nicht mehr richtig schreiben (weil meine Hand so unruhig ist), habe schon leichte Bewegungsunruhen (werde zumindest ab und zu darauf angesprochen) und merke dass ich wieder total depressiv werde.

Ich dachte am Anfang dass es vielleicht an der Arbeit liegt, aber da es ja mit den 4 Stunden super geklappt hat kann das nicht sein. Ich denke jetzt, dass es einfach schon mit der Chorea zu tun hat und es mir einfach nicht mehr möglich ist eine Vollzeitstelle zu machen. Mein Arbeitgeber weiss über meine Krankheit Bescheid und würde mir auch gerne eine Halbtagesstelle anbieten - aber dass ist momentan nicht möglich (zuviele Halbtageskräfte), aber sie wollen mich auf keinen Fall gehen lassen.

Nun von einer Halbtagesstelle kann man im Grunde ja auch nicht überleben. Von Verwandten weiss ich dass, es möglich ist Halbtags zu arbeiten und den Rest des Gehalts von der Rentenkasse erstattet zu bekommen - man also nur noch zu 50% arbeitsfähig ist!

Kann mir irgendjemand diesbezüglich weiterhelfen? Gibt es eine Chance das zu machen? Gehe ich da am Besten vorher zum Arzt (Hausarzt oder Facharzt)? Habt ihr Erfahrungen damit.

Momtan ist es so, dass ich jetzt meinen Urlaub aufteile, ein Urlaubstag pro Woche - damit ich dann jeden Tag 2 Stunden weniger arbeite, aber das ist ja auf längere Sicht auch nicht möglich!

Hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben!
Dani


Keep smiling!
Udo
Moderator
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Beitrag: # 22307Beitrag Udo »

Hallo, Dani 81

Jetzt mal kurz gesagt, ich würde dringend versuchen, die Arbeit auf 4 Stunden belassen. Wie Du selbst sagst, fällt es Dir recht schwer, Vollzeit zu arbeiten, und ich würde das nicht mit Gewalt machen. Das macht einen wahnsinnigen Stress und ist gar nicht gut. Den Urlaub würde ich nicht Opfern. Deine Verwandten haben wohl recht, das man das womöglich splitten kann mit 50% .

Ich würde möglichst schnell zu einem Facharzt gehen, ihm Deine Situation schildern und ev. eine Teilberufsunfähigkeitsrente beantragen? So genau weiß ich jetzt aber auch nicht den Ablauf. Hört sich ganz schön schlimm an, nicht wahr, aber ich glaube, das Du damit viel gutes für Dich tust. Du solltest , auch wenn Du gerne arbeitest, versuchen, Deinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, das Du besser nur 4 Stunden oder Halbtags arbeiten kannst.

Hoffe, , Dir damit schon einen ersten Hinweis gegeben zu haben, wer weiss noch mehr?

Gruß Udo
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Justine
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Beitrag: # 22314Beitrag Justine »

Hallo Dani,
Ich finde es toll, dass dein Arbeitgeber Bescheid weiß & auch bereit ist Dir zu helfen, auch wenn im Moment keine Halbtagsstelle für Dich frei ist.

Seid Ihr eine große Firma, die auch einen Betriebsarzt hat?

Bei meinem Mann war es so, dass wir nach der Diagnose(&er zeigte ja auch schon starke Konzentrationsschwierigkeiten) ganz offen mit seiner Chefin & dem Betriebsarzt über die Situation gesprochen haben & so war es ihm möglich noch gut ein Jahr in der Firma zu arbeiten so lange & so oft es ihm möglich war.
Er hatte zwar keine offizielle Halbtagsstelle bekommen, doch es war ihm möglich so lange & so oft zu arbeiten wie er eben noch konnte.
War er müde oder ging es ihm nicht gut, dann konnte er gehen & er hatte tolle Arbeitskollegen, die ihn immer zur Arbeit abholten & wieder nach hause fuhren, da er nicht mehr Auto fahren konnte.
Es war eine recht große Firma, die uns dadurch diese Flexibilität anbieten konnte.
Jede Woche hatten wir dann eine Gespräch, indem ich gemeinsam mit meinem Mann, dem Betriebsarzt und der Chefin die letzte Woche und den Ablauf der neuen Wochen besprachen. So konnten wir die Situationen und auch die Kraft, was mein Mann arbeitstechnisch noch leisten konnte sehr gut abschätzen.
Wir waren während der Zeit aber auch immer im ständigen Kontakt mit unserer Krankenkasse & unserem behandelten Neurologen.
Nach einem Jahr entschied mein Mann dann von selbst, dass er zuhause bleiben möchte, die Krankenkasse wurde informiert & dann lief alles seinen Gang. Formulare wurden ausgestellt, Anträge ausgefüllt, noch eine Untersuchung und dann bekam mein Mann problemlos Rente und konnte zuhause bleiben.

Es war sehr wichtig für ihn, dass so offen in der Firma mit der Situation & seiner Krankheit umgegangen wurde. So konnte er sich ganz frei von sich aus entscheiden, dass er die Arbeit nicht mehr schafft und keiner hat ihm diese Entscheidung vorweggenommen.

Ich bin seiner Firma heute 8 Jahre später noch sehr dankbar über diese Hilfe.

Das dein Chef hinter Dir steht, ist doch schon sehr wichtig.

Sprich mit deinem behandelten Arzt, deiner Krankenkasse & deinem Chef. Ich bin mir sicher, ihr findet eine Lösung, die Dir ermöglicht so lange & so oft arbeiten gehen zu können, wie Du es noch schaffst.

Ich glaube, dass es da auch von Krankenkassenseite eine Möglichkeit gibt, dass Du weniger Stunden arbeiten kannst und es finanziell Hilfe für Dich & für deinen Chef gibt. Habe aber leider keinen Konkreten Vorschlag.
Aber leider ist die Realität nunmal für die Zukunft so, dass Du auf jedenfall geld mäßig sehr zurück stecken mußt.

Das war bei uns auch so, nur konntren wir es auffangen, da ich ja noch Vollzeit gearbeite & noch arbeite.

Hast Du einen Partner oder lebst Du alleine? Bist Du schon in regelmäßiger Behandlung bei einem Neurologen?

Würde mich freuen weiter von Dir zu hören. Wir werden versuchen Dir weiterzuhelfen so gut wir können.

alles gute
Justine
wergi
Beiträge: 274
Registriert: 26.10.2007, 13:32
Wohnort: Oberhausen

Beitrag: # 22408Beitrag wergi »

Hallo Dani

ich kann Dir nur raten, stelle einen Antrag auf volle Erwerbsunfähigkeit.

Du kannst dann, wenn er genehmigt ist, immer noch teilweise arbeiten gehen.
Würde das aber, wie Udo und Justine schon schrieb mit deinem Arbeitgeber abklären.
Unter bestimmten Umständen git es auch noch eine Teilrente, aber davon würde ich abraten.
Dann lieber als Geringfügigbeschäftigte arbeiten.
Ist auch für deinen Chef günstiger und du kannst arbeiten, wenn du dich wohl fühlst.
Kannst dann aber auch schauen, ob evtl eine möglichkeit in einer Behindertenwerkstatt besteht. Hat den Vorteil, das das die Rentenversicherung oder der Landschaftsverband teilweise fördert und du etwas mehr Geld bekommst.

Wenn Du weitere Fragen hast, frage!!

Rainer
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