Ich kann nur bestätigen, was Dr. Lange sagt.
Körper und Gehirn geben ganz deutliche Signale.
Ich habe eine ganz andere Geschichte, habe vor ca. sechs Jahren meinen mittlerweile Expartner kennen gelernt.Er war damals Anfang 40, so wie ich, und schon nach ganz kurzer Zeit stellten sich riesige Beziehungsprobleme ein. er nannte mir von anfang an seine Diagnose und ich hatte keinerlei Ahnung, was es damit auf sich hatte. Nach jährlichen ärztlichen Kontrollen kam er immer nur mit der "guten" Nachricht, er sei "nur" sehr depressiv, was aber für einen Patienten mit einer so schweren Diagnose nicht ungewöhnlich sei.
Für mich war diese Krankheit damit weit weg, zumal er körperlich superfit ist und war, seine Arbeit erledigen konnte und sich zumindest für Dinge, die er für sich wollte, auch einsetzen konte mit voller Kraft.
Vier Jahre gingen ins Land. Ich erlebte währenddessen Aggressionen, Abwertungen, angsteinflößende Situationen, Beschuldigungen, Enttäuschungen, dann wieder wunderschöne Momente..
Ich bin, denke ich, grundsätzlich ein lebensbejahender Mensch, liebe meine Arbeit (Schule), habe einen klasse Sohn, den ich alleine großgezogen habe und nette Leute um mich herum...
Es gelang mir nicht, Positives, Schönes, Inspirierendes oder wie man es nennen mag, an ihn weiterzugeben.
Schöne Momente, das waren nur Stunden, maximal ein paar Tage und ich habe mir die Verantwortung dafür aufgebürdet und aufbürden LASSEN.
Nach den ersten vier Jahren war ich seelisch unten. Fast habe ich den Glauben verloren an meine Fähigkeiten,meine Werte, meine Sensibilität etc - all das, was ich im Umgang mit anderen Menschen bestätigt bekam.
Ich war in diesen Jahren alle paar Wochen krank, grippeähnlich ohne wirklich Infekt zu haben, panikartige Luftnot mit Husten... Muss nicht alles erwähnen.
Das einschneidendste Erlebnis war ein Wildunfall, den ich nach- ich nenn es mal böse Psychoterror- wie in Trance erlebte. Manchmal dachte ich, mein Gehirn gehorcht mir nicht mehr.
Ich könnte fortsetzen.
Er ging in die Klinik für mehrere Wochen und da merkte ich erst, wie müde ich war und dass ich froh war, zur Ruhe kommen zu können.
Mir war da schon klar, dass es so nicht geht - nicht nur wegen mir, sondern auch in Verantwortung gegenüber allen anderen mir wichtigen Menschen - Sohn, Familie, Freunde, Kollegen, Schüler ...
Ich habe es nach längerer Weile bis vor kurzem doch nochmal probieren wollen, weil ich ihn sehr sehr mag und man natürlich auch über sich selbst nachdenkt.
Es war tatsächlich anders. Ich hatte Grenzen gesetzt und das ist super super wichtig, ganz egal, welche Erkrankung da ist. Er zumindest war ab diesem Zeitpunkt sensibler, lange nicht mehr so aggressiv - angeblich, wenn es stimmt, ohne Medikamente.
Es gibt hier eine Patientin mit Namen Sonnenschein. Sie ist bewundernswert positiv. Leider konnte ich das in unserer Partnerschaft nicht weitergeben, ich habe versucht zu vermitteln: Lass uns zusammen noch ein bisschen fliegen. Das habe ich leider nicht geschafft.
Zumal er immer noch nicht akzeptieren kann...
Wenn man selbst irgendwann platt ist, bringt es niemandem was. Selbst wenn man es gerne will.
Das wollte ich nur mal sagen. Setzt Grenzen. Man merkt schon, ob trotzdem Liebe und Freundschaft im Spiel ist. Solange man noch fühlen kann!
Das ist wichtig und in Ordnung.
Dr. Lange sagte mir hier: Der andere muss auch wollen. Ich bin überzeugt, man kann dem betroffenen Partner manches trotzdem auch zutrauen.
Das war aber ein langer Text
