Hallo Zusammen,
ich freue mich, daß zwischen S. und ihrem Therapeuten keine private Beziehung während der Behandlung entstanden ist, auch wenn ich manche Hinweise verstehe, die sagen: genieße es doch einfach, wenn es passiert. Wer kann schon einem gut aussehenden Mann, der Komplimente macht und sich ausgiebig um einen kümmert, in einer Situation, in der man sich viele Wochen hintereinander wieder sieht... wiederstehen.
Ich selbst bin Krankenschwester und habe in einigen Praxen gearbeitet und bin dadurch öfter mit diesem Thema in Berührung gekommen..., deßhalb möchte ich auch auf die Schwierigkeiten dabei hinweisen:
1. Das Thema "Umgang mit Patienten" ist in Heilberufen immer auf der Tagesordnung und beide Seiten Behandler und Behandelter müssen mit den entstehenden Emotionen und der Nähe durch die Behandlung umgehen.
Die Problematik einer emotionalen Bindung zwischen Behandler und Client besteht immer. Als Therapeut besteht die grosse Aufgabe darin, zwar mitfühlend, Anteil nehmend, aber doch empatisch und klar abgegrenzt zu behandeln. Diese feine Grenze immer einzuhalten und zu respektieren ist eine der grössten Herausforderungen für einen Behandler.
Wichtige Aspekte einer Behandlungs-Beziehung sind „Nähe und Distanz“, die es immer wieder auszubalancieren gilt, insbesondere im Hinblick auf (beruflich zu gestaltende) Vertrauensbildung.
2. Alle Arten der asiatischen Medizin gehen vom Zusammenhang der Organe zu Emotionen aus, wobei sich die Organe in Akupunkturpunkten wiederspiegeln, die durch Meridiane verbunden sind. Egal ob traditionell chinesische Medizin, tibetanische, japanische, indische Medizin, usw. – die Einheit von Körper und Geist wird überall bejaht.
So wird durch das Setzen der Nadeln bei der Akupunktur in der TCM das Bewusstsein des Patienten nach innen in den Körper gerichtet. Das Drehen der Nadeln, also die manuelle Stimulation löst ein Gefühl im Körper aus durch das nach Innen-Gehen des Bewusstseins weiter verstärkt wird. Die Aufmerksamkeit des Patienten während der Liegezeit der Nadeln geht so auch zu den Gefühlen im Körper, z. B. werden Schmerzen, Spannungen, Missempfindungen, Ängste oder Traurigkeit vermehrt wahrgenommen, aber auch nach deren Lösung Entspannung und Wohlbefinden im Körper erzeugt.
Hier hat der Therapeut die Aufgabe, die vielleicht ungewohnte emotionale Lösung des Patienten verständnisvoll und professionell zu lenken. Dabei muß der Behandler selbst als Person gefestigt sein im Umgang mit dem Thema „Nähe und Distanz“. Er darf mögliche „Schwärmereinen“ nicht auf sich beziehen und schon gar nicht während eines Behandlungsverhältnisses, das auch ein Vertrauensverhältnis ist, ausleben. Sonst macht er sich strafbar.
Wenn ein Behandler einer Patientin hier zu nahe kommt, ist es sicherlich nicht das erste mal, dass er das Thema
„Nähe-Distanz im Behandlungsverhältnis“ nicht professionell managen kann.
3. Natürlich spielen auch viele Dinge eine Rolle, wenn sich Frau einen Mann „erwählt“, der vielleicht Ihr Helfer, ihr „Retter“ ist, möglicherweise auch älter ist und damit diesem väterlichen Beschützer darstellt...“Status und wirtschaftliche Ressourcen machen Männer interessant, selbst wenn sie schon ein paar Jahre älter sind. Frau kann sehr einfach ablesen, was seine Gene wirklich taugen, denn ein Mann, der auch in reiferem Alter noch vital ist, gibt eine Art Langzeitprognose ab für sein Erbgut“– heißt es in einer Frauenzeitschrift.... „Frau weiß quasi, was sie bekommt, So ist es diese Mischung aus finanzieller Potenz und genetischer Qualität, die ältere Männer zu interessanten Kandidaten macht.
Da die Frau wählt, von wem sie ihre wenigen Kinder bekommen will, wird ihre Wahl auf einen Bewerber fallen, der verspricht, sich auch bei der Jungenaufzucht zu beteiligen“....- und in dem Moment, da der Heiler ihr seine fürsorgliche Seite zeigt aber auch einen gesellschaftlichen Status als Arzt usw. hat... kommt er sicher bevorzugt als „Kandidat“ für Sie in Frage.
Fälle sind mir bekannt, in denen Behandler Verhältnisse mit Patienten hatten und zwar nicht nur einmalig, sondern wiederholt. Eine junge Frau wurde von Ihrem Psychotherapeuten schwanger, er war 20 Jahre älter, verheiratet und sagte ihr, er wäre zu alt, um noch mal mit Kindern anzufangen. Nun ist die junge Frau für mehrere Monate in einer Klinik in Behandlung, da sie hier einen noch tieferen emotionalen Einbruch erlebte, auch bewirkt durch das vorher stark empfundene Vertrauensverhältnis zu einem Mann, der ihr „half und sie verstand...“
Wenn ein Behandler tatsächlich eine Disharmonie von Nähe und Distanz (wahrscheinlich in der Elternbeziehung begründet) in seinem beruflichen Umfeld auslebt, hätte er tatsächlich viele „gewinnende/beeinflussende Punkte auf seiner Seite. Aber eines bewahrheitet sich wohl immer; „So wie ein Mensch zu Dir ist, so ist er auch zu Anderen“, sprich, benimmt sich der Behandler korrekt, so wird er sich auch anderweits korrekt benehmen, sprengt er aber den professionellen Rahmen, wird er das mehrfach machen/gemacht haben...
Grüße von Karin
