Auch ich bin neu hier
Verfasst: 09.04.2008, 21:02
Hallo ihr lieben,
Ich bin 30 Jahre alt, glücklich verheiratet, 2fache Mutter und Risikoperson. Mein Vater ist seit über 10 Jahren an CH erkrankt... Hätte ich damals schon die wahren Außmaße dieser Krankheit gekannt und gesehen, hätte ich mich ganz klar gegen eigene Kinder entschieden!!!! Ich liebe meine Kinder über alles aber gerade deswegen hätte ich sie dieser Gefahr nie aussetzen dürfen!
Natürlich haben wir uns vorher über CH informiert, aber zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit bei meinem Vater eher noch im Anfangsstadium. Die schlimmen Dinge die man uns darüber gesagt hat, waren irgenwie nur "Theorie".Und da wir ansonsten ja noch niemanden mit dieser Krankheit gesehen geschweigedenn etwas davon gehört hatten, haben wir uns für die Kinder entschieden. Mit den Begründungen, wie sie wohl viele Anfangs haben:
Jedes Leben ist lebenswert...,
Du hast die Krankheit schon nicht...,
Und wenn, dann bricht die Krankheit ja erst im Hohen Alter aus...,
Die Medizin macht sicherlich Fortschritte...,
usw. ...
Ich denke manche von Euch kennen das vielleicht.
Und heute frage ich mich jeden Tag warum ich meinen 2 Süßen das angetan habe.
Ich quäle mich seit langem mit der Frage, ob ich die Krankheit habe und noch viel mehr, was ist mit meinen Kindern??? Für mich steht seit kurzem fest, wenn ich meine Absicherungen erledigt habe, werde ich mich definitiv testen lassen, denn ich kann mit dieser Ungewißheit nicht mehr leben!!! Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, als hätte ich das schon viel zu lange vor mir her geschoben. Aber ich dachte halt irgenwie ich hätte noch Zeit...
Jetzt da ich mich verändere, und oft denke, ich verliere den Verstand, bleibt mir gar nichts anderes übrig. Ich weiß schließlich nicht, ist es schon CH oder macht mich die Angst davor es haben zu können so... Mein Leben hat irgenwie die guten Seiten verloren. Ich schaffe meinen Haushalt kaum,
spiele kaum bzw.verbringe viel zu wenig Zeit mit meinen Kindern, was mir für die beiden unendlich leid tut!!! Und bin ziemlich in mich gekehrt. Ich rede zwar mit meinem Mann über alles, aber vorher hab ich immer erstmal diesen riesen Haufen an Gedanken und Vorwürfen mir selbst gegenüber wegen meinen Kindern und auch wegen meinem Mann... Er sagt zwar immer, daß er zu mir hält, auch wenn ich CH haben sollte, aber will ich Ihm und meinen Kindern diese Last auftragen??? Ich grüble so viel herum, daß ich für die wesentlichen Dinge gar keine Zeit mehr habe. Mit das schlimmste ist doch, wenn ich es haben sollte, weiß ich auch, das meine Kinder erstmal genauso mit der Angst und der Ungewißheit leben müssen wie ich... Und wenn sie sich auch nur halb so sehr davor fürchten wie ich, dann weiß ich jetzt schon, daß sie die Hölle auf Erden durchmachen werden!!! Und wenn sie´s dann auch haben sollten, wie nennt man das was nach der Hölle kommt?????
Ich kann nur jedem, der sich in Bezug auf diese Krankheit die Frage wegen eigenen Kindern stellt, DAVON ABRATEN !!!
Es ist den Kindern gegenüber nicht fair:
Egal wie, ob nur ein Elternteil die Krankheit hat, so muß das Kind diesen irgendwann leiden sehen,
oder noch schlimmer, das Kind hat auch die Krankheit, so muß es einen Elternteil leiden sehen, sich jahrelang quälen und sich fragen ob es selbst Genträger ist, und wenns positiv getestet ist, auch noch mit dieser schlimmen Krankheit klarkommen.
Will man das einem Kind zumuten???
Kann ein Mensch allein soviel Schmerz ertragen???
Denn egal wieviele Menschen für einen da sind, mit seinen Gedanken und Gefühlen, Ängsten und Selbstzweifeln, ist man trotzdem irgendwie allein!
Die Angst vor der Zukunft schnürt einen ein, man ist nie wirklich frei, es sei denn, der Test ist negativ...
Wie man hier in dem Forum sieht ist es ein Irrglaube, daß die Krankheit meist in hohem Alter erst auftritt. Und wenn man Ende 20 oder Anfang 30 ist, empfindet man das als wirklich ungerecht, sich mit sowas auseinander setzen zu müssen!!!
Würde mich jetz nochmal jemand zum Thema Kinder bei Chorea Huntington fragen, würde ich ganz klar sagen, daß es egoistisch wäre Kinder für mein eigenes Wohl in die Welt zu setzen, denn das eigene Glück steht in keinem Verhältnis zu dem Schmerz den man den Kindern antut - Seelisch und evtl. auch körperlich!!! Die ersten Jahre verlaufen vielleicht noch ohne Sorgen, aber dann geht´s in Familien mit CH meist im wahrsten Sinne des Wortes seelisch und moralisch den Bach runter!
Meine Kinder sind da, ich liebe sie über alles und hoffe, daß sie uns das nicht irgendwann zum Vorwurf machen, daß wir sie mit diesem Risiko in die Welt gesetzt haben, denn wir waren nicht gut genug über diese Krankheit aufgeklärt, und ich hoffe, daß wir das schaffen werden, trotz der vielen Ängste! Aber für die die die Wahl noch haben, überlegt es Euch gut, diese Entscheidung läßt sich wenn sie mal da sind nicht mehr rückgängig machen, und glaubt mir, die Zeit wo ihr euch um eure Kinder sorgen macht wird kommen und die schlägt einem ins Gesicht. Und wenn Du dann schon jemanden an der Krankheit hast leiden sehen, wirst Du Dir von ganzem Herzen wünschen, daß Dein Kind das nicht bekommt!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ist es das Wert?
Ich weiß, daß natürlich bei vielen auch der Gedanke der ewigen Liebe dahinter steckt, denn wenn schon der Partner den man so liebt an dieser Krankheit leidet, stirbt und von einem genommen wird, will man doch wenigstens noch einen Nachkommen und Blutsverwandten des Partners... Als Zeichen der Liebe zueinander und um für ewig mit dem anderen verbunden zu sein...
Und das kann man ja auch verstehen, aber bei Chorea Huntington ist das wie
Russisch Roulette auf Kosten der Kinder !
Ich hoffe, daß ich damit niemandem auf die Füße getreten bin, denn das war nicht meine Absicht, aber ich finde, daß man das Thema mit den Kindern nicht mit Samt Handschuhen anfassen sollte. Ich als Betroffene, die sich die letzten Jahre mit Vorwürfen meinen Kindern gegenüber gequält habe und die ständige Angst hat, was in Zukunft kommt, darf das sagen! Chorea Huntington beherrscht mein Leben, und das, obwohl ich noch nicht mal weiß ob ich es habe!
Das ist rein meine Erfahrung aber ich denke auch, daß es hier bestimmt jemanden gibt, der mit mir vielleicht in dem einen oder anderen Punkt ähnlicher Meinung ist.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend und hoffe bald mal was von Euch zu hören.
Liebe Grüße, Lina
Ich bin 30 Jahre alt, glücklich verheiratet, 2fache Mutter und Risikoperson. Mein Vater ist seit über 10 Jahren an CH erkrankt... Hätte ich damals schon die wahren Außmaße dieser Krankheit gekannt und gesehen, hätte ich mich ganz klar gegen eigene Kinder entschieden!!!! Ich liebe meine Kinder über alles aber gerade deswegen hätte ich sie dieser Gefahr nie aussetzen dürfen!
Natürlich haben wir uns vorher über CH informiert, aber zu diesem Zeitpunkt war die Krankheit bei meinem Vater eher noch im Anfangsstadium. Die schlimmen Dinge die man uns darüber gesagt hat, waren irgenwie nur "Theorie".Und da wir ansonsten ja noch niemanden mit dieser Krankheit gesehen geschweigedenn etwas davon gehört hatten, haben wir uns für die Kinder entschieden. Mit den Begründungen, wie sie wohl viele Anfangs haben:
Jedes Leben ist lebenswert...,
Du hast die Krankheit schon nicht...,
Und wenn, dann bricht die Krankheit ja erst im Hohen Alter aus...,
Die Medizin macht sicherlich Fortschritte...,
usw. ...
Ich denke manche von Euch kennen das vielleicht.
Und heute frage ich mich jeden Tag warum ich meinen 2 Süßen das angetan habe.
Ich quäle mich seit langem mit der Frage, ob ich die Krankheit habe und noch viel mehr, was ist mit meinen Kindern??? Für mich steht seit kurzem fest, wenn ich meine Absicherungen erledigt habe, werde ich mich definitiv testen lassen, denn ich kann mit dieser Ungewißheit nicht mehr leben!!! Ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, als hätte ich das schon viel zu lange vor mir her geschoben. Aber ich dachte halt irgenwie ich hätte noch Zeit...
Jetzt da ich mich verändere, und oft denke, ich verliere den Verstand, bleibt mir gar nichts anderes übrig. Ich weiß schließlich nicht, ist es schon CH oder macht mich die Angst davor es haben zu können so... Mein Leben hat irgenwie die guten Seiten verloren. Ich schaffe meinen Haushalt kaum,
spiele kaum bzw.verbringe viel zu wenig Zeit mit meinen Kindern, was mir für die beiden unendlich leid tut!!! Und bin ziemlich in mich gekehrt. Ich rede zwar mit meinem Mann über alles, aber vorher hab ich immer erstmal diesen riesen Haufen an Gedanken und Vorwürfen mir selbst gegenüber wegen meinen Kindern und auch wegen meinem Mann... Er sagt zwar immer, daß er zu mir hält, auch wenn ich CH haben sollte, aber will ich Ihm und meinen Kindern diese Last auftragen??? Ich grüble so viel herum, daß ich für die wesentlichen Dinge gar keine Zeit mehr habe. Mit das schlimmste ist doch, wenn ich es haben sollte, weiß ich auch, das meine Kinder erstmal genauso mit der Angst und der Ungewißheit leben müssen wie ich... Und wenn sie sich auch nur halb so sehr davor fürchten wie ich, dann weiß ich jetzt schon, daß sie die Hölle auf Erden durchmachen werden!!! Und wenn sie´s dann auch haben sollten, wie nennt man das was nach der Hölle kommt?????
Ich kann nur jedem, der sich in Bezug auf diese Krankheit die Frage wegen eigenen Kindern stellt, DAVON ABRATEN !!!
Es ist den Kindern gegenüber nicht fair:
Egal wie, ob nur ein Elternteil die Krankheit hat, so muß das Kind diesen irgendwann leiden sehen,
oder noch schlimmer, das Kind hat auch die Krankheit, so muß es einen Elternteil leiden sehen, sich jahrelang quälen und sich fragen ob es selbst Genträger ist, und wenns positiv getestet ist, auch noch mit dieser schlimmen Krankheit klarkommen.
Will man das einem Kind zumuten???
Kann ein Mensch allein soviel Schmerz ertragen???
Denn egal wieviele Menschen für einen da sind, mit seinen Gedanken und Gefühlen, Ängsten und Selbstzweifeln, ist man trotzdem irgendwie allein!
Die Angst vor der Zukunft schnürt einen ein, man ist nie wirklich frei, es sei denn, der Test ist negativ...
Wie man hier in dem Forum sieht ist es ein Irrglaube, daß die Krankheit meist in hohem Alter erst auftritt. Und wenn man Ende 20 oder Anfang 30 ist, empfindet man das als wirklich ungerecht, sich mit sowas auseinander setzen zu müssen!!!
Würde mich jetz nochmal jemand zum Thema Kinder bei Chorea Huntington fragen, würde ich ganz klar sagen, daß es egoistisch wäre Kinder für mein eigenes Wohl in die Welt zu setzen, denn das eigene Glück steht in keinem Verhältnis zu dem Schmerz den man den Kindern antut - Seelisch und evtl. auch körperlich!!! Die ersten Jahre verlaufen vielleicht noch ohne Sorgen, aber dann geht´s in Familien mit CH meist im wahrsten Sinne des Wortes seelisch und moralisch den Bach runter!
Meine Kinder sind da, ich liebe sie über alles und hoffe, daß sie uns das nicht irgendwann zum Vorwurf machen, daß wir sie mit diesem Risiko in die Welt gesetzt haben, denn wir waren nicht gut genug über diese Krankheit aufgeklärt, und ich hoffe, daß wir das schaffen werden, trotz der vielen Ängste! Aber für die die die Wahl noch haben, überlegt es Euch gut, diese Entscheidung läßt sich wenn sie mal da sind nicht mehr rückgängig machen, und glaubt mir, die Zeit wo ihr euch um eure Kinder sorgen macht wird kommen und die schlägt einem ins Gesicht. Und wenn Du dann schon jemanden an der Krankheit hast leiden sehen, wirst Du Dir von ganzem Herzen wünschen, daß Dein Kind das nicht bekommt!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ist es das Wert?
Ich weiß, daß natürlich bei vielen auch der Gedanke der ewigen Liebe dahinter steckt, denn wenn schon der Partner den man so liebt an dieser Krankheit leidet, stirbt und von einem genommen wird, will man doch wenigstens noch einen Nachkommen und Blutsverwandten des Partners... Als Zeichen der Liebe zueinander und um für ewig mit dem anderen verbunden zu sein...
Und das kann man ja auch verstehen, aber bei Chorea Huntington ist das wie
Russisch Roulette auf Kosten der Kinder !
Ich hoffe, daß ich damit niemandem auf die Füße getreten bin, denn das war nicht meine Absicht, aber ich finde, daß man das Thema mit den Kindern nicht mit Samt Handschuhen anfassen sollte. Ich als Betroffene, die sich die letzten Jahre mit Vorwürfen meinen Kindern gegenüber gequält habe und die ständige Angst hat, was in Zukunft kommt, darf das sagen! Chorea Huntington beherrscht mein Leben, und das, obwohl ich noch nicht mal weiß ob ich es habe!
Das ist rein meine Erfahrung aber ich denke auch, daß es hier bestimmt jemanden gibt, der mit mir vielleicht in dem einen oder anderen Punkt ähnlicher Meinung ist.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Abend und hoffe bald mal was von Euch zu hören.
Liebe Grüße, Lina