Hallo zusammen,
da ich selbst unter diesen Beschwerden gelitten habe, es mir aber mittlerweile schon viel besser geht, ist es mir wichtig, Euch zu erzählen, was mir letztlich am Besten geholfen hat. Vielleicht hilft es Euch auch:
Mein Leidensweg begann im Oktober 2016
Ich hatte immer häufiger Kopfschmerzen und ein schwankendes Gefühl. An einem Tag kam es mit einem Schlag und ging nicht mehr weg. Ich hatte 24h am Tag einen Schwankschwindel, mein Kopf fühlte sich aufgebläht an, Druck auf den Ohren und den Augen...die Symptome wurden immer schlimmer und es kamen weitere, wie Ohrenschmerzen, Sensibilitätsstörungen in den Armen und im Gesicht, totale Abgeschlagenheit und dann auch eben völlige Verzweiflung dazu. Ich fühlte mich wie in einem Strudel, aus dem ich nicht mehr rauskam. Ich erkrankte an einer Panikstörung, habe mich ständig gefühlt, als bin ich in mir selber gefangen, war innerlich total unruhig, habe ständig geweint.
In dieser Zeit war ich 2x im Krankenhaus, wo ich zu Beginn mit Spannungskopfschmerz entlassen wurde. Zahlreiche Untersuchungen brachten keine Ergebnisse. Erst als ich nach einem 112 Anruf einen anderen Neurologen in meinem Wohnzimmer hatte, fand ich zumindest einen Arzt, der mich ernst nahm.
Ich nehme seit Dezember 2016 Venlafaxin Retard von Heuman, seit Mai 16 in der Dosierung 150mg.
Die Nebenwirkungen sind ziemlich stark, daher nehme ich die Tabletten erst abends, um die Schlimmste Phase zu verschlafen.
Nun habe ich auch etliche Ärzte und Therapeuten durch:
HNO
Psychologe
Psychotherapeut
Kieferorthopäde (Weißheitsszähne gezogen)
Zahnarzt (Aufbiss-Schiene)
Optiker
Physio (Cranophaziale Therapie, Manuelle Therapie)
Ergo (Schwindeltraining, Bio- Feedback und Brain Lights)
Neurologe
und und und....
Was mir letztlich am Besten geholfen hat:
Ich habe mich viel belesen und bin nun an dem Punkt, dass es viel mit extremer Verspannung zu tun hat. Am Anfang habe ich 3x täglich progressive Muskelentspannung gemacht. Muss man zwar nicht so oft aber es ist wichtig, seinen Körper wieder besser wahrzunehmen. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich permanent angespannt bin. Erst, wenn ich mich darauf konzentriert habe, konnte ich Beine und Hände, eben auch den Kopf etwas locker machen. Das muss man sich aber antrainieren und es erfordert etwas Ausdauer. Außerdem war meine Atmung sehr flach. Ich habe regelmäßig Bauchatmungsübungen gemacht...das hat mir sehr geholfen.
Meine eigentlich Rettung ist für mich nun der Chiropraktiker. Ja, den muss man selber bezahlen aber mir hat es so viel Lebensqualität zurückgegeben...da sind mir die 55€ pro Behandlung egal (1x im Monat reicht völlig aus). Er mobilisiert regelmäßig meine Halswirbel. Er sagt, es geht immer einfacher...ich werde also von Mal zu Mal entspannter. Außerdem lockert er durch die Triggerpunktbehandlung viele Problemstellen. Er hat durch bloßes drücken eines Muskels in meinem Mund das Knacken in meinem Kiefer mit einem Mal fast vollständig beseitigt. Damit quäle ich mich schon seit Monaten rum und hatte auch spezielle Physiotherapien, die ich extra bezahlen musst. Ich trage meine Aufbiss-Schiene nun auch tagsüber. Das entlastet meinen Kiefer und ich presse nicht den ganzen Tag, was übrigens ein starker Auslöser meiner Kopfschmerzen ist....zumindest sind sie seit dem nicht mehr annähernd so belastend.
Es geht mir so viel besser. Ich weiß nicht, an was es nun genau liegt...Tabletten, Behandlungen, Zeit...aber es wird besser.
Bald will ich wieder anfangen mit Joggen...daran war nicht mehr zu denken.
Zusammengefasst:
- Bewusstsein entwickeln, ob man locker ist. Ich habe z.B. immer Fäuste gemacht, Beim sitzen hatte ich die Füße nur auf den Spitzen stehen, Schultern hochgezogen, Zähne gepresst,...all das kann man abstellen, wenn man es bewusst merkt
- Finde Dinge, die dich entspannen (bei mir hat Brain Lights geholfen...kann man googlen...hab ich bei der Ergotherapie gemacht, Aufbiss-Schiene tagsüber tragen, Chiropraktik, Puzzlen, Töpfern, Gartenarbeit, ja ich hab mir sogar ein Aquarium zugelegt

)
- Versuchen, deine täglichen Aufgaben zu bewältigen, aber immer Pausen gönnen - auf keinen Fall einigeln...das macht es Schlimmer. Man muss sich ein Stück weit quälen
- Akzeptieren: Ich habe Monate lang darauf gewartet, dass es weggeht, hab ständig im Internet gelesen. Erst als ich mein "Schicksal" ein Stück weit akzeptiert habe, ging es mit der Besserung los. Es gibt immer Rückschläge und man verzweifelt...will aufgeben...aber das ist keine Option...das war es zumindest für mich nie. Man sollte sich auch über kleinere Fortschritte freuen, das hilft, weiter zu machen. Ich bin immer noch glücklich, dass ich vor ca. 6 Monaten das erste mal wieder ein Lied laut mitsingen konnte. Das konnte ich vorher nie, da der Druck auf den Kopf zu groß war. Mittlerweile gehe ich wieder allen Leuten mit meinem Geträller auf die Nerven.

Der Schwindel ist fast weg...ich vergesse das bisschen, was noch da ist, meistens.
Ich habe noch eine Therapieform entdeckt, die es in meiner Umgebung leider nicht gibt. Aber ich glaube, die ist bestimmt gut. Sie heißt Sensomotorische Körpertherapie nach Pohl.
Bitte gebt nicht auf. Sucht so lange, bis Ihr Euren Weg gefunden habt. Ich war oft verzweifelt und dachte: So kann ich nicht leben...aber mittlerweile kann ich wieder leben...so richtig mit Freude. Und wenn es dann mal einen Tag schlechter ist, denk ich mir: Hmm...schlechter Tag heute...aber es kommt auch wieder ein Guter. Und der ist dann meistens schon am Nächsten da.
Und noch was zu der verständnislosen Ehefrau: Es ist für Angehörige immer schwer, mit so was umzugehen. Aber das setzt Dich wahrscheinlich noch mehr unter Druck. Und das macht alles noch Schlimmer. Sei hier ein Stück weit egoistisch und konzentriere Dich auf Dich. Du wirst nicht gesund, wenn Du noch diese Sorge an der Backe hast. Wenn sie das nicht versteht, dann muss sie sich eben einen anderen suchen. Du brauchst Unterstützung und keine Vorwürfe.