Seite 2 von 8

Verfasst: 05.06.2006, 07:29
von Alina
Hallo Hermann,

Ich sage für Angehörige ist es wichtig, sich selber Strategien zu legen, wie ihr mit dem Verhalten des HK Erkrankten umgehen könnt.

Ich kann mir vorstellen, wie im ersten Moment dieser Satz bei dir an kommt.

Ich möchte dir sagen, was du berichtest, dass ist schon extrem! Und das du nicht mehr weiter weißt das kann ich gut verstehen, deswegen bist du hier in guten Händen.

Ich möchte dir sagen, ich selber bin Betroffe!

Was ich von dir gelesen habe, ist deine Frau sehr fordernd. Und das schafft kein Mensch das würde selbst ich nicht ertragen!

Das eine gewisse Unruhe und auch ein unbeherrschtes Verhalten mal mehr und auch mal weniger auftreten kann.

Aber ich empfinde deine Frau als sehr extrem, weil die meisten gehen in sich. Sprechen lange Zeit nicht das ein nicht Betroffener das Gefühl bekommt, dass der Betroffene nichts mit einem zutun haben möchte.

Krankheit entschuldigt nicht alles, sondern kann man sehr wohl einschätzen- das es eine Grenze gibt-

Ich bin erschrocken das ein Polizeieinsatz erforderlich sein mußte!

Das ist ganz sicher nicht die Regel.

Es grüßt Alina

Verfasst: 05.06.2006, 12:02
von Cathy
Hallo Hermann,

daß ist wirklich sehr heftig und woher Du die Kraft nimmst es durchzustehen. Und daß Du ich sage mal überreagiert hast auf Justines Beitrag kann ich irgendwo verstehen, wenn in Deinem Freundes/Bekanntenkreis gesagt wird eine Trennung wäre das beste. Gerade da solltest Du offene Ohren finden. Aber hier bist du richtig glaube mir. Aber wie möchtest Du weiter machen? Du bist berufstätig, irgendwann, ich denke mal so lange dauert es nicht mehr wird der Zeitpunkt kommen wo Deine Frau nicht mehr alleine sein kann. Denn ich denke Du weißt daß es auch für sie gefährlich werden kann. Es hört sich dramatisch an, aber ich werde jetzt mal kein Blatt vor den Mund nehmen. Hast Du für Dich da schon eine Lösung gefunden? Und dann muß man abwägen, ist es wirklich Liebe, oder aber ist es ein reiner Egoismus die Sache durchzustehen. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich will Dir garkeine Entscheidungen vorlegen, daß mußt Du selber wissen. Aber bei Ina scheint es die agressive Form der Krankheit zu sein, genauso wie bei meiner Mutter. Und da frage ich mich, wie weit liebt man, wie weit kann die Liebe gehen? Ein Leben aus Geschrei, Streiterei? Sie kann nicht anders, aber sie treibt Dich damit auch ans Ende.
Hat sie denn tagsüber eine Beschäftigung, irgendwas was sie gerne macht und auch noch machen kann? Oder sitzt sie mehr oder weniger "nur" da? Als mein Vater die Äusserung mal machte daß er meine Mutter weggeben wird wenn es richtig schlimm wird habe ich ihn gehasst dafür, für diese Aussage, heute kann ich es nachvollziehen. Genauso gut verstehe ich es aber auch wenn man es nicht macht und den geliebten Menschen zuhause haben will. Da gehen die Meinungen auseinander und es ist ein heikles Thema.

Ich hoffe nicht daß Du meinen Beitrag jetzt falsch verstehst, aber inwieweit hast Du Vorkehrungen getroffen wenn sie nicht mehr alleine sein kann? Du bist Selbstständig, ist es Dir möglich noch öfter zuhause zu bleiben.

LG Cathy

Verfasst: 05.06.2006, 12:36
von Alina
Liebe Cathy,

es ist eine schreckliche Erkrankung, aber bitte doch nicht nur für die Angehörigen! Sondern doch auch und ganz besonderes für den Betroffenen, schau mal ich weiß ganz genau es ist unheilbar. Jeden Tag den ich lebe ist mein Leben! Und nach Möglichkeit möchte ich doch solange wie möglich mit meiner vertrauten Familie zusammen sein.

Hallo Hermann,

es gibt die Tagespflege, für die Zeit die du arbeiten bist. Dann sollte sicher gestellt sein das deine Frau Medikamente bekommt und auch verträgt. Denn es gibt so viel was wichtig ist, für euer Wohl

Verfasst: 05.06.2006, 12:50
von Cathy
Hi Alina,

ja, Du hast recht und ich habe ja auch nicht nur eine Meinung vertreten sondern es muß jeder den Weg gehen der für einen selber am besten erscheint. Aber ich denke man muß beide Seiten verstehen können. Egal wie sich jemand entscheidet darf er dafür nicht verurteilt werden.

LG Cathy

Verfasst: 05.06.2006, 12:59
von Alina
Cathy hat geschrieben: Egal wie sich jemand entscheidet darf er dafür nicht verurteilt werden.
Nein Cathy,

es hat keiner das Recht da gebe ich dir Recht. Cathy,meine liebe ich nehme jetzt auch mal die Hand vom Mund.
Du hast deine Mam vor Augen, aber du weißt noch nicht was mit dir ist.
Es ist sehr schwer und für außen stehende nicht nachvollziehbar.

Verfasst: 05.06.2006, 15:56
von Cathy
Hallo Alina,

was mit mir ist, daß weiß ich nicht. Und ich möchte es auch nicht wissen, wüsste ich es zu früh weiß ich nicht was passiert. Deshalb versuche ich keinerlei Gedanken daran zu verschwenden, sondern mein Leben zu geniessen. Eine ganze Zeit habe ich mich selber beobachtet, je mehr ich daß tat, desto mehr missgeschickte passieren, habe es mir abgewöhnt. Ich habe meinem Mann gesagt, sollte ich es haben, so soll er sich von mir trennen, da ich sein Leben nicht kaputt machen will, wenn ich so wie meine Mama werde. Denn es ist schwer für uns alle, für mich, vor allem für meinen Papa. Und ich kann sie nicht mit Dir vergleichen, z.B. Internet, ich weiß sie würde es nicht hinbekommen, aber auch aus dem Grund weil sie nie damit gearbeitet hat. Sie ist nicht ruhig, sondern hibbelig und wibbelig, sie ist nicht in sich gekehrt, sondern sehr redsam. Sie verdreht so viele Sachen, sie vergisst einiges, oft merke ich aber auch daß es einfach nur ein Kommunikationsproblem ist, was an mir auch liegt. Ab und zu lese ich auch was von Dir Alina, dann weiß ich nicht wie es gemeint ist, mittlerweile frage ich ja nach. Und so ist es auch mit meiner Mama. Man versteht vieles nicht oder eben falsch. Wenn ich manches schreibe, dann bin ich immer in Gedanken bei den Erkrankten, wie es sein muß daß von Angehörigen zu lesen, wie die denken, was sie fühlen...aber hier ist ein Forum, und es ist gut daß man beide SEiten kennt, oder besser gesagt kennen lernt. In vieles kann man sich hineinversetzen, aber noch lange nicht so fühlen.

Alina, bin Dir nicht böse weil Du die Hand vom Mund genommen hast, Du hast ja recht mit dem was Du sagst, auch wenn ich es am liebsten nicht hören würde.

LG Cathy

Verfasst: 05.06.2006, 17:45
von Alina
Cathy hat geschrieben:Alina, bin Dir nicht böse weil Du die Hand vom Mund genommen hast, Du hast ja recht mit dem was Du sagst, auch wenn ich es am liebsten nicht hören würde.
Meine liebe Cathy,
z.B.dies http://www.patient-zu-patient.de/forum/ftopic899.html
liest du, es ist an der Zeit das ich weiter schreibe.
Denn das ist der Sinn überhaupt hier zusein!

Cathy, das wollte meine Tochter mit aller Macht zerstören.

Du bist stark, willkommen im Club der Kämpfer denn wir wollen leben.

Alina

Verfasst: 05.06.2006, 18:07
von Alina
Justine hat geschrieben: Wir sind alle nur Menschen. Jeder von uns ist in einer anderen Lebenssituation, Betroffener oder Angehöriger, fortgeschrittenes Stadium, noch ohne Test und im Ungewissen, ganz am Anfang aber mit Gewissheit, mit ganz vielen verschiedenen Vorstellungen/Einstellungen.

Und es kann immer mal wieder passieren, das sich einer verletzt fühlt, angegriffen oder schmerzlich berührt, hilflos,.....

Wichtig ist nur, dass wir immer wieder aufeinander zugehen können, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.
Liebe Justine,

du hast einen sehr wichtigen Beitrag geschrieben!

Und da ist alles drin was uns alle betrifft!



Lieber Hermann,

ich hoffe du hast dich hier durch das Forum gelesen.

Und es sind viele wichtige Thread und Beiträge für dich in deiner Situation

da wie auch der von Justine.

Es grüßt Alina

Verfasst: 06.06.2006, 09:52
von Justine
Guten Morgen Hermann,
Ich hab deine Reaktion fast erwartet. Doch glaub mir, ich wollte Dich nicht angreifen!
Cathy hat ja schon ein wenig erklärt, dass mein Beitrag bei Dir einfach etwas falsch ankam.
Ich habe dafür absolut Verständniss.
Mein Mann und ich sind jetzt 9 Jahre zusammen. Ich war 20 als wir uns kennenlernten, 5 Jahre davon sind wir nun verheiratet, wir haben nach der Diagnosestellung und vor dem entgültigen Testergebniss geheiratet.

Wenn jemand ein wenig verstehn kann, was Du durchmachst, dann bin ich mit Sicherheit einer davon.

Ich habe bewußt nur aus meiner Sicht und nur von unserer Situation geschrieben, denn jeder von uns hat eine andere Lebenssituation und -Einstellung.
Wir können nicht von uns auf andere schließen oder umgekehrt.

Doch glaub mir, ich habe bis zur letzten Sekunde für uns und unsere Beziehung kämpfen wollen.
Es war ein harter und schmerzlicher Weg allein bis hier hin zu akzeptieren, dass mein Mann nicht mehr der Mensch ist, den ich mal kennengelernt und den ich ja auch geheiratet habe.

Man liegt nachts wach neben dem geliebten Menschen und fragt sich, wie es so weit kommen konnte.
Ich gehe abends immer sehr spät ins Bett und habe oft Schlafstörungen, weil dass die einzige Zeit des Tages ist, die ich für mich allein habe,
weil ich gleichzeitig aber Angst vor der Stille der Nacht habe und dass das Kreisen meiner Gedanken nicht aufhört.
Weil mein Mann meistens ruhig und friedlich neben mir liegt und ich ihn dann für Minuten wieder als den Mann erkenne, der er mal für mich war, ich dann aber gleichzeitig feststelle, dass er es eben nicht mehr ist. dass sich die Dinge, das sich die Situation, aber dass sich vorallem meine Gefühle für ihn geändert haben!!

Glaub mir, dass Du so verwirrt auf meinen Beitrag reagiert hast, kann ich sehr gut verstehn.
Bis heute wollte ich nichts von einer Trennung hören, wollte meinen Mann zuhause behalten bis zum Schluß.
Bin mir immer noch nicht sicher, ob ich jetzt richtig handel.
Denn es geht mir wirklich von Herzen um das Wohl meines Mannes.
Cathy hat es sehr gut ausgedrückt.
Bis zu welchem Punkt handelt man aus Verantwortung und Liebe zu einem Menschen und wann wird es zum Egoismus?

Es steht doch leider außer Frage, dass die Betroffenen irgendwann einfach nicht mehr viele Situationen realistisch einschätzen können. Dass man als Angehöriger mehr und mehr Verantwortung überimmt.

Ich hoffe, dass ich jetzt mit dieser Bemerkung die Betroffenen unter uns nicht verärgere.
Bitte versteht mich nicht falsch!
Es ist, als wenn man immer und immer wieder zwei völlig verschiedenen Ufern gegenübersteht und es liegt an uns mit Toleranz und Verständnis immer wieder eine Brücke darüber zu bauen.

Ich habe wieder gelernt in die Zukunft zu schauen, und ja ich habe auch gelernt mich wieder öffnen zu können und egoistischer zu sein.
Und es ist nun mal auch die Wahrheit, dass in diesem neuen Teil meines Lebens bewußt mein Mann nicht mit eingeplant ist.
Das ist mein Rückzug, meine Erholungsoase.
Dort wird meine Zukunft liegen, darauf freue ich mich und wenn es für Euch auch vielleicht etwas gemein klingen mag, ist es genau dieser Weg, der es uns zuhause die letzten 1 1/2 Jahre manchmal leichter gemacht hat.
Ich habe nicht mehr geklammert, habe meinem Mann die Luft und den Raum gelassen, den er mit Verlauf der Krankheit immer mehr zu brauchen scheint.
Konnte nur dadurch lernen seine Gefühlsausbrüche in jeglicher Richtung nicht mehr persönlich auf mich zu beziehen UND habe gelernt Krankheit entschuldigt nicht jede Art von Verhalten!

Hermann,hör auf Dein Herz, und lass Dir von niemanden sagen, wie Du handeln sollst, doch halte Deine Ohren und Augen auf.
verschließ Dich nicht!!!
Unbewußt wirst Du das ein oder andere vielleicht in Deinen Gedanken behalten und wenn für Dich ganz allein der richtige Moment gekommen ist, dann wirst Du Hilfe brauchen und auch die Kraft Hilfe an nehmen zu können.

Bis dahin, lebe Dein Leben wie Du es mit Deinem Gefühl und Gewissen vereinbaren kannst!!!
Doch glaub mir, kein Mensch ist es wert, dass man sein eigenes Leben aufgibt, jeder hat doch nur eins!

Es stellt auch keiner in Frage, dass unsere Partner, nicht auch so zu uns gestanden hätten, wenn es umgekehrt wäre.

Wir versuchen den Alltag unserer Betroffenen schöner zu gestalten, machen uns Sorgen um sie, haben oft Angst oder Wut, die auf Hilflosigkeit basiert, weil wir die eine odere andere Situation nicht verstehen.

Man ist bereit alles zu geben, zu verzichten, sich völlig zurückzustellen.

Das halte ich aus meiner jetzigen Sicht für nicht richtig!
Ich habe die gleichen Rechte egoistisch zu sein.

Ich bin mir sicher, niemand würde sich in einer Beziehung wohl fühlen, in der man immer wieder vom Partner ganz klein gemacht wird, in der man nicht ernst genommen wird und immer im Hintergrund steht.
Die eigenen Wünsche nicht mehr zählen. Man sich als Mann oder Frau nicht mehr wahrnimmt.
Vielleicht auch Gewalt hin nimmt, Selbstzerstörung.
Warum erträgt man all dass?????
Weil der Partner krank ist?

Wann ist es noch Liebe und wann Hilflosigkeit, Mitleid, Abhängigkeit oder Schuldgefühl??

Das bezieht sich auf keinen unsere Beiträge hier im Forum, sondern wenn der persönliche Punkt bei jedem von und gekommen ist, dann wird sich jeder diese Fragen heimlich stellen, da bin ich mir sicher!

Es gibt so viel, was mir durch den Kopf geht, doch ich hab jetzt schon viel zu viel geschrieben.

Ich weiß nicht, ob ihr ein wenig verstehn könnt, was ich ausdrücken möchte und es wird immer so sein, das man doch allein da steht, denn unsere Leben und Einstellungen sind sehr verschieden.

Ich hoffe aber sehr, dass wir nicht aufhören jeder von uns, offen zu schreiben, was er denkt und wie er mit verschiedenen Situationen umgeht.

Eure Justine

Verfasst: 06.06.2006, 10:25
von Alina
Hermann hat geschrieben:An Justine
Lese ich zwischen den Zeilen das was mir bis jetzt einige Freunde und Familienangehörige geraten haben?Löse dich und gib sie auf??????
Unsere Situation ist der deinigen sehr sehr ähnlich,doch ich habe bis jetzt keinerlei Zusatzpflege oder überhaupt eine Hilfe.
SIE HÄTTE DAS ALLES FÜR MICH AUCH GETAN!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wenn ich Unterstützung zum Endschluss der Trennung suchen würde hätte ich nur den Biertisch einiger sogenannten guten Freunde aufsuchen müssen.
Oder habe ich dich so falsch verstanden?
Bitte klär mich auf .Ich bin verwirrt.

PS.Wir sind seid 14 Jahren ein Paar.
Hallo Hermann,

ich denke dieser Beitrag von dir, den ich leider etwas übersehen habe, der hat mir gerade eine Menge erzählt!
Ich möchte dich bitten, melde dich weil ich du liebst deine Frau, da kann auch der Werner dir eine große Hilfe sein!

Es grüßt Alina

Verfasst: 06.06.2006, 10:37
von Alina
Alina hat geschrieben:
Justine hat geschrieben: Wir sind alle nur Menschen. Jeder von uns ist in einer anderen Lebenssituation, Betroffener oder Angehöriger, fortgeschrittenes Stadium, noch ohne Test und im Ungewissen, ganz am Anfang aber mit Gewissheit, mit ganz vielen verschiedenen Vorstellungen/Einstellungen.

Und es kann immer mal wieder passieren, das sich einer verletzt fühlt, angegriffen oder schmerzlich berührt, hilflos,.....

Wichtig ist nur, dass wir immer wieder aufeinander zugehen können, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist.
Liebe Justine,

du hast einen sehr wichtigen Beitrag geschrieben!

Und da ist alles drin was uns alle betrifft!



Lieber Hermann,

ich hoffe du hast dich hier durch das Forum gelesen.

Und es sind viele wichtige Thread und Beiträge für dich in deiner Situation

da wie auch der von Justine.

Es grüßt Alina
Liebe Justine, was ich da oben von dir indem Kästchen in den Beitrag von mir genommen habe, dass habe ich nicht ohne Grund gemacht!

Ich habe deinen letzten Beitrag drei mal gelesen, dazu möchte ich dir sagen:

Justine, ich habe keine Worte!

Wut deine Wut die knallt hier rein wie eine Bombe, ich bitte dich entschärfe deine Wut!

Wenn ich mir vorstelle Meggie würde das lesen, ich habe Werner mal einen Rat aber über PN gegeben. Ich hatte es gut gemeint da war keine Wut in mir, aber Werner im leben nicht (Werner, ich hoffe ich durfte es andeuten)

Es ist zu hart Justine

Alina

Verfasst: 06.06.2006, 11:13
von sputnik
hallo alina und justine,

justine: ich kann mir wirklich vorstellen, was in dir vorgeht. dein beitrag hat mich sehr berührt. und ich kann dich so gut verstehen. aus deinen worten kann man herauslesen, wie sehr du gekämpft hast, wie sehr du dich bemüht hast ... und eben auch, dass du nun den kampf aufgegeben hast. und das kann ich verstehen. normalerweise sage ich sowas nicht... aber als ich deinen text gelesen habe, dachte ich mir sofort... "sie muss ihr eigenes leben wieder leben, davon hat sie nichts mehr" - ich sehe dich förmlich in einem gefängnis eingesperrt. man kommt nicht raus.. man versucht das beste daraus zu machen, versucht es immer wieder, aber jetzt musst du raus, sonst macht es dich kaputt. und ich kann es verstehen.

alina: dass es hart ist, sowas als betroffene zu lesen, kann ich auch verstehen. aber denk bitte auch daran, wie es als angehöriger ist. täglich den liebsten pflegen, sehen wie er sich verändert, sehen wie man auf einmal jemanden vor sich hat, den man nicht mehr kennt. der sich so geändert hat, dass er nicht mehr der mensch ist, den man mal geliebt hat. der betroffene kann nichts dafür, nein. aber der angehörige kann doch auch nichts dafür. und ich denke, wenn man es lange versucht hat, wirklich versucht hat.. aber irgendwann sieht, dass man einfach nicht mehr kann... dann ist es zeit, an sich selbst zu denken und die verantwortung für den anderen abzugeben. ich sehe in justines text auf keine wut. ich sehe vielmehr die verzweiflung, angst und hilflosigkeit der letzten jahre.. und was ich noch sehe ist der klar überdachte entschluss, das eigene leben wieder zu leben. ohne wut auf ihren mann. distanz zum eigenen mann, ja, aber keine wut.

justine.. ich wünsche dir auch weiterhin viel viel kraft und hoffe, dass du nun dein eigenes leben genießen kannst. und natürlich hoffe ich auch, dass dein mann einen guten platz findet.

ich bewundere jeden, der einen CH-kranken so lange pflegt und sich um ihn kümmert. ich bewundere jeden, der das bis zum schluss durchhält. ich bewundere aber auch jeden, der sich eingesteht, dass er es nicht mehr schafft... und dass er sich um sein eigenes leben kümmern will.

liebe grüße
sputnik

Verfasst: 06.06.2006, 11:52
von Justine
Liebe Sputnik,
Lieben lieben Dank für Deine tollen Worte.
Ich habe geahnt, dass ich mit meinem Beitrag von vorhin nicht jedem verständlich rüber bringen kann, was ich eigentlich ausdrücken möchte, doch Du und Cathy ihr versteht, was in mir vorgeht.
Ich danke Euch.

Sicher wäre es besser nichts mehr dazu zu schreiben, doch wenn keiner mehr von uns schreibt, dann bräuchten wir dieses Forum nicht.

Ist es nicht wichtig sich ausdücken zu können?
Es gibt soviel an dem wir alle uns haben teilhaben lassen. Ob Cathy mit ihrer Angst um ihre Mutter und die Freuden selber eine Mutter zu sein, Zuckermausy und ihrer ungewissheit um ihren Test.
Das Vertrauen und die Liebe mit der Werner und Meggie ihre Situation meistern.
Sputnik, die uns immer an ihrem Leben teilhaben läßt,
Ata und ihre Mutter, Alina, die uns vertraut und uns an ihrem Leben teilhaben läßt, Melli, uns mit Rat und Tat zur Seite steht und ihrer Familie, Hermann in seiner Verzweiflung und doch in seiner Stärke zu seiner Partnerin zu halten, Sheila und ihr Gatte, die den Weg zu uns finden und
soviele mehr!!!!....bitte entschuldigt alle, die ich jetzt nicht aufzähle oder vergessen habe....

Alina, es ist keine Wut, die ich ausdrücke!!!!!
Meine Beiträge sind auch keine Ratgeber für alle Angehörigen oder Wegweiser für wie verlasse ich meinen Partner am besten.

Ich sag, dass nochmal ganz deutlich und dass ist allein nur meine Meinung, wie ich es in den letzten 5 Jahren kennengelernt habe, dass es eine riesen Kluft zwischen dem Empfinden von Angehörigen und dem von Betroffenen gibt.

Diese gilt es zu überwinden, doch zu welchen Preis?

Ich kann nur aus meiner Situation und meinem Empfinden heraus schreiben.

Du aus Deiner.
Beides ist wichtig.

Ich bin nicht wütend. Auf niemanden! Ich bin traurig, sehr sehr traurig.
Ich habe dass Gefühl versagt zu haben, doch ich habe auch nichts mehr zu geben.
Ich nehme mir die Freiheit auf ein neues Glück, ich kann mich wieder spüren, ich empfinde soviel Glück, wenn ich mir die Zukunft ausmale, weil ich so sehr wünsche, dass ich eine liebevolle Umgebung für meinen Mann finden kann indem er wieder Freunde findet könnte, solange er noch sprechen kann und sich bewegen, weil ich mir trotz neuem Glücks wünsche, unbeschwerter Zeit mit meinem Mann zu verbringen, ihn begleiten zu können ohne mich aufzugeben.

Ich kann im Moment nichts mehr dazu schreiben.
Vielleicht ist es falsch Euch an sovielen meiner Gedanken teilhaben zu lassen.
Jedesmal, wenn ich auf "Absenden"klicke, weiß ich nicht, wie Ihr reagiert.

Aber wißt Ihr,
eigentlich ist es egal, denn keiner hat das Recht über den anderen zu urteilen
und wenn es nur einen gibt dem irgendein Beitrag von uns hilft, während es den anderen mißfällt, dann ist das eine große Hilfe!

Eure Justine

Verfasst: 06.06.2006, 12:02
von Cathy
Hi,

ich schliesse mich den Worten von Sputnik an!! Denn auch ich kann Justine verstehen und wenn man tolerant ist, dann kann man beide Seiten verstehen. Sicherlich ist es für einen Erkrankten hart soetwas zu lesen. Aber das sollte ein Forum sein wo man auch so einen Entschluß versucht zu tolerieren. Justine ist eine junge Frau!! Sie möchte wieder am Leben teil haben was auch mehr wie verständlich ist. Was ist daran verkehrt? Nicht jedem wurde es in die Wiege gelegt sich um Erkrankte zu kümmern, ich könnte es auch nicht! Aber bitte, da kann doch niemand was dran ändern. Soll sie deswegen an den Pranger gestellt werden? Nur weil sie offen und ehrlich ist? Und ich denke vielen Angehörigen wird dieser GEdankengang bekannt vorkommen. Wir sind alle nur Menschen, was ist falsch daran wenn sich einer entscheidet die Zügel wieder selbst in die Hand zu nehmen? Justine ist bestimmt nicht morgens aufgewacht und hat sich gesagt, so daß wars jetzt, ich bestimme mein Leben wieder selber. Es war bei Ihr eine langwierige Entscheidung und sie hat sich diese bestimmt nicht leicht gemacht.

Und ich hoffe nicht daß wir jetzt ein Mitglied verloren haben..

LG Cathy

Verfasst: 06.06.2006, 12:20
von Alina
Liebe Justine,

als erstes wirst du sicher nicht an den Pranger gestellt! Wenn es keine Wut ist die aus dir kommt, dann ist es ja um so besser.

Was ich aber gerne noch sagen möchte, nein fragen möchte ist besser.

Bitte schreibet doch nur einmal alles was positiv und schön ist auf, von euren lieben Betroffenen.

Das wäre für mich sehr wichtig, es einfach nur mal von euch zuhören.

Justine, wenn keiner einen Streit aus unseren Beiträgen macht, sehe ich von meiner Seite keinen!

Es grüßt Alina