Leben in der Klinik

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

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Udo
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Leben in der Klinik

Beitrag: # 11038Beitrag Udo »

Klinikleben.

Von Udo

Wie ist das Klinikleben? Ich kann es nur als Angehöriger beschreiben. Meine Freundin ist betroffene in einer Klinik. Ich bin fast jeden Tag da und sehe, erlebe, und spreche da mit Patienten und Pfleger/innen.

Es gibt dort ein ziemlich durchstrukturiertes Programm .
Die Mahlzeiten werden pünktlich eingenommen. Morgens, Mittags , Nachmittags, und Abends. Aber es werden auch Aktivitäten angeboten. Spazieren gehen, Eis essen gehen,Gymnastik, Ergotherapie, Logopädie, auch gibt es einen Snoezelraum. Dies ist ein kleiner Raum mit einem Wasserbett. Es kann eine sehr beruhigende Beleuchtung mit verschiedenen Farbspielen eingestellt werden. Sowie eine entspannende Musik.
In diesem Raum können Menschen sich beruhigen, die Sehr nervös oder auch ängstlich sind.
Aber Klinikleben bedeutet auch , man lebt in einer Welt, die doch sehr anders als "da draußen" ist. Wie ist es für einen Angehörigen, wenn er die fremde Welt betritt.
Wie ist es für den Betroffenen, wenn er Besuch von draußen bekommt.
Ist die alte Welt für ihn Fremdartig geworden, wie kommt er damit zurecht, in seiner allerdings auch beschützenden Käseglocke?

Ich kann es nur von meiner Freundin erzählen, die in einer Klinik ist.
Wie gesagt, es ist eine etwas andere Welt innerhalb der Klinik. Wer mal in einem Krankenhaus war, kann sich da schon etwas reindenken.

Ich versuche immer, die Käseglocke nicht ganz aufzuheben, und habe mir eine etwas strukturierte Besuchszeit angewöhnt. Immer ungefähr an den selben Tagen und zur selben Zeit. An Wochenenden hole ich meine Freundin immer zu mir. Ich kenne auch Personen, die Ihre Freundin alle 3 Wochen für 1 Woche abholen.

Wenn das Wochenende vorbei ist , finde ich es richtig, und auch wichtig, das ich meine Freundin nicht einfach wieder in der Klinik "ablade", sondern noch eine Zeit mit Ihr da verbringe, um den Übergang zwischen der "normalen" Welt und der Klinikwelt wieder herzustellen.

Es ist manchmal irgendwie etwas irreal, die Situation, da lebt man jahrelang zusammen, und nun ist man getrennt. Da eine für beide Lebenspartner zufriedenstellende Lösung zu finden, ist nicht einfach, man sollte da auch dringend mit dem Klinikpersonal zusammenarbeiten, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, die den Partner schädigen könnten.

Fortsetzung folgt....

Udo
Zuletzt geändert von Udo am 29.01.2007, 21:06, insgesamt 1-mal geändert.


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Udo
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Beitrag: # 11450Beitrag Udo »

Ich habe jetzt am Wochenende in der CH Klinik geschlafen.
Es war eine neue, interessante Erfahrung.
Und es war auch etwas außergewöhnlich, mit 15 Huntington Patienten in einer Ch- Pflegestation zu Essen, zu schlafen und wieder aufzuwachen. Wie der Tag am Abend zu Ende geht und morgens wieder beginnt.
Ich kam mir fast selber etwas wie ein Betroffener vor, und ich habe einige Probleme der Betroffenen erhört, aber auch eine Geburtstagsfeier mit Ihnen gefeiert. Ein Patient wurde 39 Jahre alt, da hatte ich überlegt, was ich mit 39 Jahren gemacht hatte, und bewundert, wie lässig er mit seinem Geburtstag trotz seiner Erkrankung umgegangen ist.

Das sind oft sehr starke Menschen, trotz oder gerade wegen Ihrer Erkrankung. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, dann kann man nur noch alles und sollte man nur noch alles gelassen sehen, oder man zerbricht daran. Dies gilt auch für Angehörige, finde ich.

Es war auch ein Patient da, den ich fragte, wie es Ihm geht. Er meinte: "Besch..." Ich sagte im, er soll was schönes tun. Das verwirrte Ihn, und er sagte, wie soll er was schönes tun mit dieser Krankheit.
Ich sagte ihm, das die Krankheit bestimmt nicht toll ist, aber er soll trotzdem was gutes für sich tun, da es eben auch nicht besser wird, wenn er alles schlecht findet. Das fand er wohl ganz interessant. Ich werde ihn demnächst noch einmal fragen, wie es ihm geht.

Ich habe das Gefühl, das der Betroffene am besten in einem Heim aufgehoben ist, da für den Angehörigen nur so genügend Kraft bleibt, seine oder seinen Geliebte/n weiterhin zu lieben.

Ob der Betroffene in ein Heim will, und wie gut das Heim ist, ist allerdings noch eine andere Frage. Es sollte ein freier Umgang sowie flexible und relativ unkonventionelle Besuchszeiten für und mit allen Betroffenen in diesem Heim mit der Klinikleitung ausgehandelt werden.
Ich hatte z.B. meine Freundin morgens in dem Heim selber geduscht.

Das war sehr schön für Sie.

Udo


Fortsetzung folgt...
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Bernd
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Beitrag: # 11493Beitrag Bernd »

Hallo Udo,

Ich kann mir nicht vorstellen meine Susanne lebt in einer Klinik.
Susanne und ich sind am Ende, ich weiß nicht weiter.

Gruß Bernd
Udo
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Beitrag: # 11499Beitrag Udo »

Hallo Bernd,
Ich weiß nicht, in was für einer Klinik Susanne lebt, und wie das Pflegepersonal mit der CH praktisch vertraut ist. Es ist natürlich nicht so gut, wenn Susanne quasy als einzige mit Ch unter ganz vielen anderen Patienten ist.
Wie geht es Susanne denn so und wie lange ist Sie schon in der Klinik? Gibt es dort eine soziale Betreuung? . Besuchst Du Sie oft? Und was macht Ihr so, wenn Ihr zusammen seit? Das soziale Umfeld ist unheimlich wichtig, Bernd.
Hast Du den privat Menschen, mit denen Du reden kannst und Dich ev. auch etwas ablenken kannst?

Wie Du siehst, eine Menge Dinge, die wichtig sind. Aber Bernd, bitte versuche erst mal, die Dinge möglichst nüchtern zu sehen und zu überlegen, wo ist das genaue Problem, und was kannst Du, und wie könnte ich und die anderen Dir hier helfen. Das es Dir nicht gut geht, glaube ich Dir. Aber es gibt Wege, die Dir vielleicht helfen könnten.

Ruhe Dich etwas aus.

Bis bald

Grüß Dich

Udo
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Bernd
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Beitrag: # 11507Beitrag Bernd »

Hallo Udo,

vielleicht bist du mir ein Stück voraus. Ich möchte gerne meine Sorgen ins Forum schreiben. Aber du verstehst sicher, dass ich nicht alles offen schreiben kann, denn Susanne und ich haben keinen Nicknamen. Da Susanne eine bei uns sehr bekannte Lehrerin war, bitte ich hiermit um Club- Beitritt.

Ich bedanke mich

Gruß Bernd
Alhambra
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Beitrag: # 11510Beitrag Alhambra »

Hallo Bernd,

in deiner derzeitigen Situation glaube ich, es wäre für dich das Beste, den Schutzraum zu benutzen. Wenn du unser Angebot annehmen möchtest, sag bitte kurz Bescheid,

LG
Alhambra
Udo
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Beitrag: # 11513Beitrag Udo »

Bernd hat geschrieben:Hallo Udo,

vielleicht bist du mir ein Stück voraus. Ich möchte gerne meine Sorgen ins Forum schreiben. Aber du verstehst sicher, dass ich nicht alles offen schreiben kann, denn Susanne und ich haben keinen Nicknamen. Da Susanne eine bei uns sehr bekannte Lehrerin war, bitte ich hiermit um Club- Beitritt.

Ich bedanke mich

Gruß Bernd
Wahrscheinlich bin ich Dir in der Beziehung etwas voraus, was Klinikaufenthalte angeht, sowie den Umgang mit Ch-erkrankten. Ich kann Dir soviel sagen, das meine Freundin sehr abhängig ist von Bezugspersonen, wie mich. Da ist es aber vielleicht möglich, falls es bei Dir auch so ist, einen Ausweg zu finden, der Dich und Susanne entlastet. Aber bestimmt hast Du auch viel Erfahrung in anderen Dingen, die ich wiederum nicht weiß. Jeder hat da sein persönliches Ding, womit er lernen muß, zurecht zu kommen. Das es nicht leicht ist, ist wohl jedem klar, der damit zu tun hat.
Wichtig ist erstmal auch, überhaupt zu der Krankheit zu stehen, das der Lebenspartner sie hat, auch vor anderen Menschen, die man so kennt, und zwar ohne Kompromisse.

Ok, bis demnächst :wink:

Udo
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Bernd
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Beitrag: # 11517Beitrag Bernd »

Hallo Alhambra,

ich glaube nicht dass ich den Schutzraum brauche. Ich denke vielleicht braucht ihn jemand anders, ich möchte ihn nicht belegen. Wir haben heute einen Termin beim Neurologen, mit dem werde ich auch alle reden. Susanne hat große Probleme mit dem Gleichgewicht, sie fällt schon täglich und ihre Aussprache. Alles hat sich verschlechtert, sie vergisst fast alles.

Gruß Bernd
Alhambra
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Beitrag: # 11518Beitrag Alhambra »

Hallo Bernd,

unser Angebot für den Schutzraum steht. Du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen, ob ihn jemand anders benötigen könnte.

Wir wünschen dir, daß ihr einen guten, fachkompetenten Neurologen gefunden habt, der euch helfen kann.

LG
Alhambra
Bernd
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Beitrag: # 11578Beitrag Bernd »

Hallo ihr alle zusammen,

ich komme mit der Maßnahme Schutzraum nicht klar! Ich komme mir da so isoliert vor, ich hoffe ihr könnt das nachvollziehen.
Ihr vermittelt mir das Gefühl, dass ich von euch abgelehnt werde.

Ich habe viele Probleme, dass ich damit nicht ungehen kann!

Ich wünschte mir das der Umgang hier etwas hilfsbereiter wäre.

Gruß Bernd
Alhambra
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Beitrag: # 11579Beitrag Alhambra »

Hallo Bernd,

du hast uns, genauer gesagt Udo vor einigen Tagen um Hilfe gebeten. Wir sind ebenso deinem Wunsch nachgekommen, dir die Möglichkeit zu bieten, nicht für jeden lesbar deine Sorgen und Nöte zu schildern. Der Schutzraum, in dem du frei schreiben kannst, ist ein Angebot. Das du dies aber als gegen dich gerichtete "Maßnahme" bezeichnest, macht mich doch sehr nachdenklich.

Vor gar nicht langer Zeit hast du hier im Forum etwas geschrieben, was so nicht wahr ist. Trotz unserer Bitte, hast du dich dazu nicht mehr geäußert und dies klargestellt. Jetzt hast du um Hilfe gebeten. Wir haben kein Wort mehr darüber verloren und haben dir den Schutzraum ermöglicht.

Das du den Schutzraum nicht wirklich nutzt ist deine freie Entscheidung. Aber das du deine Entscheidung jetzt als mangelnde Hilfsbereitschaft
von uns hinstellst, ist sachlich falsch und unaufrichtig.

Als du damals in dieses Forum gekommen bist, fühltest du dich im Schutzraum nicht isoliert. Genausowenig wie damals, wirst du von uns heute abgelehnt und erst recht nicht isoliert. Weder haben wir dir Vorwürfe gemacht, noch haben wir dich gefragt, warum du hier bist. Wir haben dich angenommen, wie du bist.

Gruß
Alhambra
Udo
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Beitrag: # 11581Beitrag Udo »

Bernd hat geschrieben:Hallo ihr alle zusammen,

ich komme mit der Maßnahme Schutzraum nicht klar! Ich komme mir da so isoliert vor, ich hoffe ihr könnt das nachvollziehen.
Ihr vermittelt mir das Gefühl, dass ich von euch abgelehnt werde.

Ich habe viele Probleme, dass ich damit nicht ungehen kann!

Ich wünschte mir das der Umgang hier etwas hilfsbereiter wäre.

Gruß Bernd

Bernd, schreib doch einfach mal, was Dich so bedrückt, es geht Dir ja um Susanne, das ist doch ein Riesenproblem. Und da ist es doch gut, wenn Du es im Schutzraum schreibst, wenn es nicht offen sein soll. Es geht doch hier um Huntington, um Deine Frau, und natürlich auch um Dich, und nicht darum, wo Du nun sein möchtest. Verstehst Du das?

Wir bieten Dir Hilfe an, und Du windest Dich da irgendwie rum, wo Du denn nun die Hilfe haben möchtest. Wenn ich etwas für meine Freundin tun kann, dann würde ich danach notfalls auf der Straße rumschreien, wenn es wirklich helfen würde.
Nun schreib einfach mal, was ist, dann sehen wir weiter, ok ? :wink:

Udo
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Udo
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Beitrag: # 13120Beitrag Udo »

Wer noch seine Klinikerfahrungen im Huntington-bereich beschreiben möchte, ich bin da, und bestimmt nicht nur ich, immer sehr daran interessiert. Wie wird mit den Patienten umgegangen? Was gibt es für Therapieangebote in der Klinik etc. Auch Meinungen und Erfahrungen von Angehörigen sind gefragt. Aber auch vom Pflegepersonal selber. So könnte man sich gegenseitig etwas an Erfahrungen austauschen.

Gruß Udo
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