Gedanken schwirren in meinem Kopf...

Chorea Huntington, eine Nervenkrankheit (auch schon mal Corea Huntington). Für Betroffene und Angehörige

Moderator: Moderatoren

Antworten
Flumi1984
Beiträge: 38
Registriert: 31.05.2009, 22:36
Wohnort: Kleve (NRW)

Gedanken schwirren in meinem Kopf...

Beitrag: # 21901Beitrag Flumi1984 »

Ich bin auf der Arbeit und habe Nachtwache. Heute habe ich mit der Pflegerin von Mama´s Station telefoniert. Eigentlich habe ich gehofft zu erfahren... Ach ich weiß auch nicht.
Eigentlich wollte ich erst am 20.06 wieder nach Schenefeld, doch was ist, wenn Mama nicht mehr solange durch hält? Ich hätte noch die Möglich keit diesen Sonntag zu ihr zufahren, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun soll. Ich bin noch recht stark erkältet und meine Mum ist doch so schwach und wiegt nur noch 31 kg.
Ich hab wirklich Sorgen das ich sie anstecken könnte und ich damit was mache, was ich nicht tun möchte. Ich weiß es doch auch nicht
Momentan hab ich das bedürnis viel über die KH zu reden, aber ich weiß nicht mit wem?
Meine Freundin Julia ist für mich da und hört mir zu, das tut sie auch gerne, doch will ich ihr Glück (was sie momentan hat) nicht immer mit meiner Nachdenklichkeit betrüben.
Mein Mann wäre ja auch noch da, aber der kann das nicht nachvollziehen und versteht nicht wieso ich so viel darüber nachdenke oder zeitweise weine, einfach so. Er meint das nicht böse, aber mir fehlt manchmal die Schulter zum anlehenen, auch wenn er sich größte Mühe gibt.
Ich hab meiner Mum einen Brief geschrieben, naja, es ist mehr ein Liedtext, aber er hat so gut gepasst. Es tat mir gut den zu schreiben aber anderseits macht mich dieser auch wieder traurig. Ich weiß auch nicht, wieso ich in letzter Zeit wieder so viel über die ganze KH nachdenke,aber irgendwie kommt es einfach.
Es werfen sich so viele Fragen auf die mir doch keiner beantworten kann, denn meine Mum kann es nicht mehr und meine Oma ist leider schon nicht mehr auf dieser Welt.
Ich weiß, das ich trotz dieser ganzen Geschichte mit Ch Glück habe in meinem Leben, ich hab meinen Mann und meine Tiere, dazu kommt noch das ich CH negativ bin. Ich versuche mein leben so zu gestalten das es mir gut geht und doch bin ich zeitweise so unendlich traurig.
Vielleicht sollte ich doch wieder zu meinen Psychologen gehen, aber was soll ich ihm sagen??? Er kann mirn doch auch keine Antwort auf meine Fragen geben. Manchmal versuche ich einfach damit zu Leben und nehme meine Gedanken einfach mit mir mit, denn sie gehören zu meinem Leben und manchmal schaffe ich das nicht und würde es am liebsten der gnazen Welt erzählen, was ich denke und fühle.
Ich lieb meine Mum so sehr und ich hab mich früher so oft mit ihr gestritten, man hat mir zwar gesagt das sie krank ist, aber ich konnte ihr Verhalten als Kind trotzdem nicht verstehen. Ich habe ihr so böse Dinge gesagt, was mir so Leid tut. Unser Verhältnis hat sich zwar im Laufe der Zeit gebessert, aber weiß sie wirklich das ich sie Liebe???
Bekommt sie mit wenn ich ihr das sage? Hat sie mir verziehen, all die bösen Dinge die ich ihr einst gesagt hab (das ich sie hasse)? Das ich mir wünschen würde das sie nicht meine Mutter ist?
Es tut mir so weh, wenn ich heut darüber nachdenke wie ich war, aber ich habe es nicht verstanden wieso Mama mich schlägt oder mich anschrie oder mich nachts nicht schlafen gelassen hat, obwohl ich zu Schule musste, weil sie nicht schlafen konnte. Heute mache ich ihr keinen Vorwurf mehr draus, heute verstehe ich das auch wenn es schwer ist. Sie ist meine Mutter und wenn es die Möglichkeit gäbe, das ich irgendwas tun könnte, damit es ihr wieder gut geht, ich würde es tun.
Sie hat mir trotz ihrer KH so viel gegeben und es war doch hilfreich in meinem Leben.
All solche Gedanken sind in meinem Kopf. Ich kann schreiben ohne nach zu denken, weil es einfach nur so fließt.
Es ist schon schön, das er solche Sachen gibt wie hier, das man einfach drauf los tippen kann und es vielleicht irgendwen gibt, der einen versteht, der das ähnlich durchgemacht hat.
So, ich werde mal meinen Rundgang machen und weiter machen. Ihr werdet bestimmt die Tage von mir hören.
Greetz Katrin


Wir sind alles Menschen mit nur einem Flügel,
auf der Suche nach einem Zweiten,
denn nur wenn wir uns umarmen können wir fliegen!!!!


Inge
Beiträge: 134
Registriert: 19.02.2007, 22:24
Wohnort: Leipzig

Beitrag: # 21905Beitrag Inge »

Hallo, liebe Flumi. Witziger Name. Ich hoffe, Du schläfst noch, nach Deiner Nachtschicht. Kenne das von meinem Sohn, 3 Schichten, gruselig. So, junge Frau. Wir alle hier können Dich verstehen. Ich sagte Dir ja schon, fahr, wenn Du kannst zu Deiner Mutti, wenn Du der Meinung bist, es ist bald vorbei. Sag ihr alles ins Ohr, was Du meinst noch sagen zu müssen, es tut Euch beiden gut. Und was Du früher als Kind zu Deiner Mutti sagtest, das hat sie Dir längst verziehen, glaub es mir. Du warst ja nicht "einfach so" frech zu ihr, ich kenn das auch, es kam aus einem Impuls, weil die Mutti sich so verändert hat. Aber noch kannst Du was für sie tun. Ich war fast täglich bei meiner Mutti, Gott sei Dank - und jetzt, wo ich sie nicht mehr habe, ist mein Gefühl alles für sie getan zu haben. Schreib mal wieder. Wer mit CH zu tun hat, wird sich irgendwie immer damit beschäftigen, mal mehr - mal weniger. Bis bald.
auch mal an sich denken... und doch stark bleiben
Udo
Moderator
Beiträge: 5412
Registriert: 16.06.2006, 01:19
Wohnort: Itzehoe
Kontaktdaten:

Beitrag: # 21907Beitrag Udo »

Hallo flumi1984,

Ch ist ja auch immer ein langsames trennen voneinander. Ich besuche Kaja ja auch sehr oft, und sie freut sich auch immer sehr. Aber es ist nicht mehr wie früher. Es ist und wird anders. Mit einem Psychologen kann man vielleicht nicht so gut über die Krankheit selbst reden. Aber man kann über Abschiednehmen reden.

Eine Frau, deren Mann an Ch verstorben war, hatte mir vor einigen Jahren diesen Satz gesagt: Es war die schönste und intensivste Zeit in Ihrem zusammensein. Dieser Satz hat mich sehr geprägt und ich gebe Kaja einfach mein dasein. Sie lebt immer mehr in Ihrer Welt und ich sage immer Hallo, da bin ich wieder. Es sind nicht viele Dinge , die ich geben kann, aber das reicht auch. Man muss einfach nur da sein, und ein bißchen Freude geben. Z.B. knallige Turnschuhe kaufen für Sie oder sie hübsch machen. Oder sie darf mich mit kleinen Propellern beschießen. Oder mir ins Ohr schreien, wenn es Ihr schlecht geht. Autsch. Oder wir reden mit Schafen und machen zusammen Määh. Mehr geht nicht.

Mach z.B, was Inge gesagt hat, das ist sehr gut.

Udo
Abends geht die Sonne unter, morgens geht sie wieder auf !
Antworten

Zurück zu „Chorea Huntington“