Seit drei Wochen bin ich jetzt im Forum und ich habe bisher nur erzählen können wie gut es meinem Mann und damit dem Rest der Familie geht. Und was ich geschrieben habe entsprach der Wahrheit.Heute ist das passiert, wovor ich eigentlich jeden Monat Angst habe.
Und ich möchte, dass Ihr wisst, daß es auch bei uns schlechte Tage gibt.
Heute Nachmittag ist mein Mann wiedermal in eines seiner "Löcher" gefallen.
Das bedeutet er ist jetzt für ca. 2 Tage nicht ansprechbar ist. Es geschieht ohne ersichtlichen Grund.
Es beginnt damit, dass er auf dem Sofa liegt und an die Decke glotzt und das ist wörtlich zu nehmen. Ich kann ihn dann ansprechen, schütteln aber es kommt keine Reaktion.
Aber von mir. Ich werde sauer, bin beleidigt, maul ihn an und zum Schluß
verlasse ich das Zimmer um eine Zigarette zu rauchen und durchzuschnaufen.
Auch ich bin nur ein Mensch und reagiere eben so. Dafür schäme ich mich auch nicht.
Dann habe ich mich wieder gefangen. Ich habe Abstand gewonnen und ich werde von der liebenden Ehefrau zur fürsorglichen Krankenschwester.
Dieses Umschalten habe ich gelernt als mein Sohn sterbend auf der Intensivstation lag. (Er hat es geschafft). Aber man kann sonst nicht helfen. Man würde sonst vor Sorgen und Ängste verrückt werden. Ich bin dankbar das ich das kann.
Mein Mann wird jetzt für ca. zwei Tage nicht ansprechbar sein, er wird nichts essen und trinken. Einzig seine Medikamente kann ich ihm einflößen. Und Gott sei Dank, er geht zur Toilette. Aber wie eine mechanische Puppe.
In dieser Zeit laß ich dann einfach in Ruhe. Ich schaue häufig nach ihm, spreche ihn an, streichle ihn, versuche ihn vorsichtig zum Essen und Trinken zu bringen. Aber mehr kann ich nicht tun.
Trotzdem muß ich meiner täglichen Arbeit nachgehen. Es geht ja auch nicht anders. Ich bin der Ernährer in der Familie. Manchmal habe ich dann ein schlechtes Gewissen.
Ich weiß aber auch, dass er in zwei Tagen wieder mein Bärchen ist.
Liebevoll, witzig, anhänglich, lustig. Und dann bin ich wieder seine Frau und die Krankenschwester hat Urlaub bis zum nächsten mal.
Und wenn wieder Sonnenschein ist, werde ich euch das auch mitteilen.
So ist es wie in der Achterbahn. Einmal rauf und einmal runter.
Nur Schade das es schneller runter geht und manchmal sehr schwer raufgeht. Und dann ist es gut, wenn man jemand hat, der von unten ein bißchen schiebt und ein anderer von oben ein bißchen zieht.
Dann geht alles leichter.
Gute Nacht an alle die noch wach sind
Ingrid
du darfst auch sowie du es jetzt endlich getan hast deine sorgen ängste und probleme rauslassen!